IG Metall macht Ernst! Sachsens Wirtschaft droht heftige Streikwelle

Leipzig/Chemnitz/Zwickau - "Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will." Die IG Metall lässt am Montag in Sachsen die Muskeln spielen. In zahlreichen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie sind die Mitarbeiter zu Warnstreiks aufgerufen. Es geht um mehr Geld und Selbstbestimmung bei den Arbeitszeiten. Auch um die 35-Stunden-Woche wird wieder gekämpft.
In Leipzig wird am Montag fast die komplette Gießerei-Branche lahmliegen - die vier größten Betriebe werden bestreikt. In Chemnitz trifft der Ausstand das VW-Motorenwerk, in Zwickau den Gelenkwellenhersteller GKN Driveline Mosel. Auf großen Kundgebungen vor den Betriebstoren will Deutschlands mächtigste Gewerkschaft die Metaller auf einen harten Arbeitskampf einschwören.
"Wir wollen deutliche Einkommensverbesserungen und mehr Verfügungsmöglichkeiten über die Zeit", sagt Sachsens IG-Metall-Chef Olivier Höbel.

Die konkreten Forderungen: Ein Lohn-Plus von sechs Prozent und der Anspruch eines jeden Beschäftigten, seine Wochenarbeitszeit für einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren auf 28 Stunden reduzieren zu können.
Schichtarbeiter, Eltern junger Kinder und Beschäftigte, die Angehörige pflegen, sollen dafür auch einen Lohnausgleich erhalten. Höbel: "Es ist Zeit, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr Selbstbestimmung über ihre Arbeitszeit gewinnen."
Im Osten, wo die Metaller noch immer drei Stunden länger als ihre West-Kollegen arbeiten, startet die IG Metall nach dem gescheiterten Arbeitskampf 2003 zudem den erneuten Versuch, die 35-Stunden-Woche durchzudrücken. Die Arbeitgeber, die bisher zwei Prozent mehr Lohn und eine Einmalzahlung von 200 Euro anboten, wollen darüber aber nicht verhandeln. "Mehr Geld für weniger Arbeit" werde es nicht geben, stellte Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger klar.
Und so steht Sachsens Schlüsselindustrie mit ihren 1700 Unternehmen und 180. 000 Beschäftigten ein heißes Frühjahr bevor. Die IG Metall drohte bereits Flächenstreiks an, sollte es bis Ende Januar kein neues Angebot der Arbeitgeberseite geben.

Fotos: DPA, Polentz, dpa