Über 100.000 Straftaten! Wird Leipzig noch krimineller?

Leipzig - Die Anzahl der Kriminaldelikte ist im vergangenen Jahr in Leipzig deutlich zurück gegangen. Doch die Polizei warnt vor Euphorie.

2017 gab es in Leipzig 105.907 angezeigte Straftaten. Im Vorjahr waren es noch 117.780 Fälle.
2017 gab es in Leipzig 105.907 angezeigte Straftaten. Im Vorjahr waren es noch 117.780 Fälle.  © DPA

Die Fälle der Straftaten lag 2017 in der Messestadt bei 105.907. Das waren über 10 Prozent weniger als im Vorjahr. Auf 100.000 Einwohner kamen 10.226 Taten (Vorjahr: 11.587). Auch im Landkreis Leipzig und im Landkreis Nordsachsen sank die Zahl der Kriminaldelikte deutlich. Das geht aus der aktuellen Kriminalstatistik der Leipziger Polizei hervor.

Aufgeklärt wurde etwas weniger als die Hälfte der Fälle, nämlich 47,9 Prozent. Tatverdächtig waren Personen aller Altersgruppen: Kinder, Jugendliche, Heranwachsende und Erwachsene. Die Anzahl der Tatverdächtigen, die nicht deutsch waren, sank um 27,2 Prozent auf 8.712 Personen. Sie machten einen Gesamtanteil von 28,3 Prozent aus.

Obwohl auch weniger geklaut und gestohlen wurde (2017: 54.529 Fälle von Diebstahl, 2016: 58.159 Fälle), machen Diebstahlsdelikte noch immer den größten Teil der Straftaten aus. Ihr Anteil lag bei 51,5 Prozent.

Polizeipräsident Bernd Merbitz ist sich sicher, dass die Anzahl der Straftaten in Leipzig auch 2018 wieder sehr hoch sein wird.
Polizeipräsident Bernd Merbitz ist sich sicher, dass die Anzahl der Straftaten in Leipzig auch 2018 wieder sehr hoch sein wird.  © DPA

Immer häufiger müssen die Beamten im Bereich Rauschgiftdelikte ermitteln. Mit 3.315 Fällen stieg die Anzahl der Straftaten, die unmittelbar mit Drogen im Zusammenhang standen, um satte 35,2 Prozent. Am häufigsten hatten die Dealer und Konsumenten mit Cannabis zu tun.

Polizeipräsident Bernd Merbitz sieht den Rückgang der Fallzahlen insgesamt nüchtern. Denn obwohl es ein großer Erfolg sei, dass die Zahl der Straftaten zurückgegangen ist, rechnet er auch künftig mit Zahlen im sechsstelligen Bereich. "Ein reiner Blick auf das Bevölkerungswachstum lässt mithin nur die Aussage zu, künftig wahrscheinlich mit einem wieder ansteigenden Niveau rechnen zu müssen", so Merbitz.

Vor allem die Beschaffungskriminalität im Zusammenhang mit Drogenabhängigkeit werde seine Kollegen auch in diesem Jahr wieder stark beschäftigen, ist er sich sicher. Daran könne auch nicht das Aufstocken des Personals etwas ändern: "Letztlich sind es Reaktionen auf örtliche Symptome, die sich im Zuge der Verdrängung andernorts zeigen, weil nicht an der Wurzel der Problemstellung gerührt wird."

Der Polizeipräsident weiter: "Insofern ist die Polizeiliche Kriminalstatistik generell nicht als ein allein der Polizei obliegender, in die Zukunft gerichteter Auftrag oder als ihr Arbeitszeugnis zu verstehen. Die Polizeidirektion Leipzig ist sich durchaus ihrer Verantwortung bewusst, aber die Fallzahlen können und sollen Bürgern, Institutionen und gesellschaftlichen Akteuren auch ein Anreiz sein, ihre eigene Mitwirkung und präventive Möglichkeiten zu bewerten."