Unser Auge: Wissenschaftler machen neue Entdeckung zum Sehsinn
München - Wir sehen unsere Umgebung, jeden Tag. Aber wie genau diese Bilder von der Netzhaut ins Gehirn kommen, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Neurobiologen aus München und Tübingen haben hierzu eine Entdeckung gemacht.

80 Prozent der Information zu seiner Umgebung erhält der Mensch über den Sehsinn.
In der Netzhaut (Retina) sitzen 130 Millionen lichtempfindliche Zellen und geben Signale an ein komplexes Netzwerk von Nervenzellen weiter.
Wie unser Gehirn diese Signale in eine sinnvolle Information übersetzt, ist nicht vollkommen klar.
Ein Team um die Neurobiologin Laura Busse der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) hat sich in Kooperation Wissenschaftlern der Universität Tübingen mit diesem Thema beschäftigt.
Sie konnte zeigen, dass schon in der ersten Schaltstation zwischen Netzhaut und Großhirn eine Verarbeitung und Gewichtung der Signale stattfindet.
Die Wissenschaftler untersuchten diese Signalverarbeitung zwar bei der Maus, doch ihr Sehsinn ähnelt dem vom Primaten. Damit ist der untersuchte Prozess wahrscheinlich auch dem des Menschen ähnlich, erklärt Busse in einer Mitteilung der LMU.
Die erste Umschaltstation für Signal auf dem Weg zum Gehirn ist der Thalamus. Die Verarbeitung, die hier stattfindet, ist dafür verantwortlich, dass Formen gesehen und Objekte erkannt werden. Es wurde herausgefunden, dass der Thalamus die Signale nicht einfach nur verschaltet. Sie werden hier auch neu berechnet und gewichtet.
Bisher wurde genau dieser Schritt in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Nun zeigt sich, dass der Thalamus eine wichtige selektive Funktion beim Wahrnehmen der Umgebung hat.

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