Verhandlungen, Gutachten, Ortstermine: Schnecken-Trecker beschäftigt Justiz
Marienberg - Justizposse um einen ganz besonders langsamen Trecker: Weil ein Staatsanwalt nicht glauben wollte, dass ein bestimmter Traktor maximal sechs Stundenkilometer schafft, wurden vier Verhandlungen vor Gericht angesetzt. Sogar ein Traktor-Rennen mit amtlicher Blitzanlage wurde durchgeführt.

Um die Äcker zu bewirtschaften und die Tiere zu füttern, fährt ein Hobby-Bauer (30) regelmäßig von daheim zu seinen Feldern. Weil er aufgrund seiner Behinderung an der Fahrschule scheiterte, organisierte er sich ein besonderes Gefährt: einen über 30 Jahre alten Kubota B 7001 aus Japan.
Grund: Laut Fahrerlaubnisverordnung ist für landwirtschaftliche Zugmaschinen, die eine Höchstgeschwindigkeit von sechs km/h nicht überschreiten, kein Führerschein nötig. Doch Polizei und Staatsanwaltschaft hatten ihre Zweifel, ob es der Trecker nicht etwas schneller schafft.
So wurde für einen Verhandlungstag gar ein Teil der B 101 bei Annaberg gesperrt. Ein Dekra-Fachmann gab auf dem orangefarbenen Mini-Traktor kräftig Vollgas und das Landratsamt stellte den Blitzer auf. Alle Versuche ergaben einen Mittelwert von 5,5 km/h - schneller als 6 km/h war er nicht ein einziges Mal.
Doch das Ergebnis genügte noch immer nicht. Die Staatsanwaltschaft beantragte ein Gutachten, ob man die Drosselung des Motors leicht aufheben kann. Auch hier fand die Dekra heraus, dass es für Laien unmöglich sei und es keine Spuren einer Manipulation gab.
Nach vier Verhandlungen gab es einen Freispruch. Die Kosten des Verfahrens trägt der Staat.



