Das sind die neuen Kinder von Golzow
So geht es weiter in Golzow
Golzow - Fast alle kennen das Dorf, fast jeder hat mal ein Stück der Dokumentation gesehen - oder zumindest darüber gehört - Golzow. Das war quasi der erste "Big Brother" auf dem Dorfe - und das im Jahr des Mauerbaus! Jetzt gibt's die Fortsetzung mit ganz neuen Gesichtern in Golzow...

Alles begann im Jahr 1961. Da startete die "unendliche" Chronik einer Landschulklasse aus Golzow im Oderbruch. Die unterschiedlichen Lebensläufe von 18 Schülern in der ältesten Langzeitbeobachtung des internationalen Films wurden dokumentiert. 2007 endete die "Langzeitbetrachtung".
In 19 Filmen gab es über 42 Stunden alltägliches Leben - Leben im Zeitraffer über Generationen hinweg. Der Zuschauer konnte hautnah am Lebend er Protagonisten teilhaben.
Und nun geht es weiter. Nachdem aus Golzow immer mehr Bürger abwanderten, gingen dem Dorf die Kinder aus. Um "sein" Dorf vor dem Verschwinden zu retten, hatte Bürgermeister Frank Schütz eine Idee: Syrische Flüchtlingsfamilien sollen nach Golzow ziehen.
"Flüchtlinge sind unsere letzte Chance", sagt Schütz.
Das Landsterben hat Golzow erreicht...

"Er träumt von Nachwuchs für Feuerwehr, Sportverein und Tanzclub, von syrischen Altenpflegern und Ärzten, von einem arabischen Restaurant und dem Bau einer Moschee in der nächsten größeren Kreisstadt", heißt es in der Ankündigung beim >> MDR.
Die meisten Golzower wissen nicht einmal, wo Syrien liegt – und sind anfangs skeptisch. Aber: Die Familie rettet dem Dorf die Schule, denn ohne den Zuzug wäre die Schule dicht.
Die Familie Sayed Ahmad wagt sich an den Neuanfang im beschaulichen Golzow. Halima (30) und ihr Mann Fadi (40) versuchen, sich dem Dorfleben anzupassen.
Tochter Kamala (9) ist eine der Besten ihrer Klasse, Sohn Burhan (7) ballert für den Golzower Fußballverein, und der kleine Hamza (3) besucht den Kindergarten. Die Familie fühlt sich wohl, auch wenn Fadi und Halima spüren, dass die Stimmung im Dorf je nach Nachrichtenlage schwankt.
Auch in Golzow: besorgte Bürger. Sie wehren sich bspw. dagegen, dass bis zu "100 junge Männer" in der Turnhalle untergebracht werden sollen.
Doch der Unterschied zwischen ihrem Leben in einer syrischen Großstadt und dem in einem überalterten ostdeutschen Dorf könnte größer kaum sein. Immer wenn Halima an Syrien denkt, wird sie traurig. Vor dem Krieg war ihre Heimatstadt Latakia eine pulsierende Metropole. Fadi und Halima hatten ein gutes Leben und gute Jobs.
Jetzt wohnen sie in einem schrumpfenden 800-Seelen-Ort und müssen von Hartz IV leben.
Halima sucht einen Weg, beide Kulturen in ihrem neuen Leben unterzubringen. Denn: "In Golzow liegt unsere Zukunft", ist sie sich sicher. Der Krieg hat ihre Perspektiven in Syrien zerstört. Kann dieser Neustart in einer völlig neuen Kultur gut gehen?
"Die neuen Kinder von Golzow" erzählt die Geschichte des Golzower Integrationsexperiments und zeichnet gleichzeitig ein sensibles Portrait der Familie Sayed Ahmad. Sehen könnt Ihr das Portät >> hier in der Mediathek vom MDR.

Fotos: MDR/SWR/Philipp Jester