Mit diesem „Tatort" blamiert sich Dresden!

Eine TV-Kritik von Heiko Nemitz
Die Spannung auf den ersten „Tatort“ aus Dresden seit 1999 ist groß, die Enttäuschung könnte nicht größer sein: Der erste Fall der Kommissarinnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski, 34) und Henni Sieland (Alwara Höfels, 33) ist ein Totalausfall.
In „Auf einen Schlag“ müssen die beiden in der gar nicht so heilen Schlagerwelt ermitteln. Während der Proben zur Unterhaltungsshow „Hier spielt die Musik“ im Zwinger wird Toni Derlinger vom Gesangsduo „Toni [&] Tina“ erschlagen aufgefunden. Verdächtige gibt es viele: ein enttäuschter Fan, ein abgehalfterter Manager, ein aalglatter Konzertveranstalter und die Konkurrenz von den Volks-Rock’n’Rollern „Herzensbrecher“.
Wo soll man bloß anfangen? Es krankt schon an der Idee: Das erste rein weibliche Ermittlerteam will der MDR präsentieren und übertreibt es damit völlig. Hier wird Gleichberechtigung nicht nur mit der Brechstange herbeigeschrieben. Nein, die Damen müssen auch noch ständig darüber reden, wie sehr Frauen doch die besseren Menschen sind.

Und so spielen sie auch: Karin Hanczewski agiert mit verkniffener Oberlippe, und Alwara Höfels gibt mit rüdem Benehmen, Jogginghose und breitbeinigem Gang die Parodie eines Mannes.
Da tut einem Martin Brambach (48) leid: Der muss als ihr Chef - natürlich - einen Trottel spielen und ist dabei noch das Beste an diesem verkorksten Krimi. Und weil alle „Dresdner“ reinstes Hochdeutsch sprechen, wird obendrein auch noch eine unfassbar peinliche Jammer-Ossi-Karikatur ins Buch geschrieben ...
Tatort Dresden blamiert sich bis auf die Knochen.
Der MDR muss jetzt im Rundumschlag nachbessern. In dieser Form will man die verblüffend unsympathischen Flintenweiber jedenfalls nicht so schnell wiedersehen.
Tatort-Fakten

Am Sonntag kommt der erste „Tatort“ aus Dresden. Ab 20.15 Uhr ermitteln Karin Hanczewski (34), Alwara Höfels (33), Jella Haase (23) und Martin Brambach (48) im „Dresden Mord“. Die ersten Ausschnitte werden morgen ab 16 Uhr bei „MDR um 4“ gezeigt. Im Studio zu Gast ist Karin Hanczewski.
Die Fakten zum Dresden-Tatort: Der Mord passiert im Zwinger. Das Kommissariat quartierte sich in der Ex-Gardinenfabrik an der Breitscheidstraße ein. Gedreht wurde in der Altstadt, im Szeneviertel Neustadt und auf dem Dampfer „Dresden“.
Rund 25 Tage war das TV-Team im September und Oktober 2015 an der Elbe aktiv.
Im November/Dezember wurde die zweite Folge „Der König der Gosse“ produziert. Drehbuchautor ist „Stromberg“-Erfinder Ralf Husmann (51). Die Firma „Wiedemann [&] Berg“ produziert im Auftrag des MDR für das Erste. Kosten pro Folge: 1,3 bis 1,5 Mio. Euro.
Tänzerin Romys Tatort-Auftritt

16 Sekunden für die Ewigkeit... Kellnerin für einen Tag: Moderatorin, Cheerleader-Trainerin und Tänzerin Romy Stasiak (27). Die Dresdnerin begleitet im „Tatort“ die Sängerin Linda auf dem Schifferklavier.
Gedreht wurden im Oktober verschiedene Volksfest-Bühnen-Szenen, zwei Tage lang im Zwinger.
Zu sehen ist Romy für 16 Sekunden. Es ist ihre erste Filmrolle. „Künftig will ich mich mehr der Schauspielerei widmen“, sagt sie. Blut geleckt hatte Romy mit einer Statistenrolle bei den Zwingerfestspielen.
Noch mehr über sich und den „Tatort“ verrät Romy am 6. März (ab 18 Uhr) in der „Gaststätte zum Stein“ (Tornaer Straße). Dort kann man den „Tatort“ gucken, Romy zeigt Fotos vom Dreh - und kellnert.

Fotos: MDR/Andreas Wünschirs, Andreas Weihs
Titelfoto: Import