So feiert ein schwules Pinguin-Pärchen den CSD im Tierpark Hellabrunn
München - Der Tierpark Hellabrunn bietet anlässlich der Pride Week und des Christopher Street Days in München (13. Juli) erstmals Sonderführungen zum Thema "Homosexualität im Tierreich" an.

Die >>Führungen sind bis zum kommenden Wochenende jeweils abends geplant. Zoologen haben den Angaben zufolge schon bei rund 500 Arten gleichgeschlechtliche Verhaltensweisen beobachtet und dokumentiert.
"'Natürlich vorkommende' homosexuelle Geschlechterkombinationen bei zahlreichen Tierarten sind Beleg dafür, dass diese Varianten ihren festen und angestammten Platz in der Natur haben", sagte Tierpark-Direktor Rasem Baban laut Mitteilung.
An vielen Tieren in dem Zoo können die Führer nur beispielhaft erläutern, welches homosexuelle Verhalten zu dieser Art bekannt ist - bei Löwen und Elefanten etwa. Ein schwules Paar in Hellabrunn selbst lebt hingegen unter den Humboldt-Pinguinen.
Die zwei haben in früheren Jahren den Angaben zufolge schon mal Eier geklaut und bebrütet. Heuer müssen sie aber mit einem Stein vorliebnehmen.
Gleichgeschlechtliche Verhaltensweisen wurden bei 500 Tierarten beobachtet

Gleich zu Beginn der Führung stellt Zoo-Guide Ilse Tutter klar: "Sexualität, Homosexualität, Heterosexualität sind Persönlichkeitsmerkmale. Das ist menschlich." Sie spricht im Bezug auf Tiere von homosexuellem Verhalten. Schon mehr als 300 Jahre vor Christus habe Aristoteles das dokumentiert.
Inzwischen wurden gleichgeschlechtliche Verhaltensweisen nach Angaben des Tierparks bei rund 500 Arten beobachtet. Als eine Art Faustformel sagt die Biologin: Tiere, die in Gruppen, Kolonien oder Herden leben, zeigten eher homosexuelles Verhalten als Einzelgänger, die nur zur Paarungszeit Sex haben.
Häufiger sei homosexuelles Verhalten bei Männchen beobachtet worden, sagt Tutter. Die Erkenntnisse sind facettenreich: Bei domestizierten Schafsböcken wisse man: "Zehn Prozent finden es ganz schrecklich, sich mit Weibchen zu paaren." Elefantendamen wiederum "berüsseln sich und zippeln sich gegenseitig an den Brustwarzen".
Schwarze Schwäne bildeten schon mal Dreiergruppen, erzählt Tutter weiter. "Dann suchen sich zwei Männchen ein Weibchen, einer paart sich und dann wird das Weibchen weggescheucht." Doch das habe sogar Vorteile für die Arterhaltung: Zwei Männchen brächten mehr Nahrung heran, der Bruterfolg sei viel größer.
Ähnlich argumentiert sie bei den Pinguinen: Wenn zwei Männchen beispielsweise ein verwahrlostes Ei übernehmen, sei das gut für die gesamte Kolonie.
Pinguine lieben bedingungslos, egal ob Männchen oder Weibchen

Dass gerade Zoos sich des Themas Homosexualität annehmen, ist keine Seltenheit: Beispiele gab und gibt es etwa aus dem Tiergarten Nürnberg und dem Tierpark Chemnitz. Der Londoner Zoo stellte erst vor wenigen Tagen - auch zum CSD - einen Banner vor das Pinguingehege mit der Aufschrift: "Manche Pinguine sind schwul, komm darüber hinweg."
Dabei ist Experten die sachliche Einordnung wichtig. Pinguinforscher Klemens Pütz etwa schreibt in seinem Buch "Unverfrorene Freunde", homosexuelles Verhalten komme bei Pinguinen wie bei anderen Vögeln gar nicht so selten vor: "Wenn zur Paarungszeit kein Partner des anderen Geschlechts zugegen ist, dann tun sie es halt miteinander. Sie üben quasi für den Ernstfall."
Vielleicht, so wird er am Ende salomonisch, seien Pinguine aber doch die besseren Menschen: "Denn sie lieben, wen oder was sie gerade vor sich haben. Bedingungslos."
Titelfoto: Matthias Balk/dpa