Datenschutz in Sachsen: Wohngesellschaft will Namen von Klingelschildern streichen
Zittau - Nach Einführung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) muss ein Großvermieter in Wien 220 000 Namen auf Klingelschildern entfernen lassen. Ein Mieter hatte sich über fehlenden Schutz seiner Privatsphäre beschwert. Gibt es auch in Sachsen bald nur noch Nummern?

Ja, geht man nach dem Schreiben der Wohnungsgenossenschaft Zittau. Auch sie beruft sich auf die DSGVO - aber jeder Mieter könne dem Entfernen der Namensschilder widersprechen.
Vorstand Bernd Stieler (54) beschwichtigt: "Natürlich wollen wir, dass alle Schilder bleiben. Doch es besteht die Gefahr, dass jemand klagt." Daher das Schreiben. "Die meisten Mieter unserer 3 000 Wohnungen haben schon Ja zum Schild gesagt." Und wer sich nicht melde, werde nochmals angesprochen.
Der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG) warnt vor Panikmache. "Aus unserer Sicht ist es nicht notwendig, sofort alle Klingelschilder abzuschrauben." Es bestünden Zweifel, ob die DSGVO hier überhaupt anwendbar sei.
Und selbst wenn, gebe es ein berechtigtes Interesse für die weitere Anbringung. Etwa wegen der Post. Es sei denn, ein einzelner Mieter widerspricht.
VSWG-Boss Axel Viehweger (65) kann mit Nummern statt Namen generell nichts anfangen: "Das ist krank! Sollen wir Menschen noch mehr zu Nummern werden?"
Bei Vonovia (38 500 Wohnungen in Dresden) habe sich Stand Mitte Oktober noch kein Mieter beschwert, so Sprecher Max Niklas Gille (28). "Wir zwingen keinen unserer Mieter, den Namen am Klingelschild anzubringen."
Übrigens: Auch Sachsens Datenschutzbeauftragter Andreas Schurig (60) hält Mieter-Namen auf Klingelschildern für "nicht unzulässig".



Titelfoto: Rafael Sampedro