Krankenhaus-Chefs sehen neues Gesetz skeptisch

Hartmannsdorf/chemnitz - Das umstrittene Krankenhaus-Strukturgesetz, das am 1. Januar in Kraft tritt, stößt bei Klinik-Chefs aus Chemnitz und Umgebung überwiegend auf Skepsis.
Nach den Vorstellungen der Politik sollen Hospitäler künftig zwar mehr Geld für Pfleger bekommen, können aber bei vermeintlich schlechter Qualität ihrer Leistungen mit Geldabschlägen „bestraft“ werden.
„Wenn der Gesetzgeber die Pflege schon stärkt, dann bitte über die Finanzierung der vollen Personalkosten“, sagt Stephan Lazarides (57), Leiter des Diakomed-Krankenhauses in Hartmannsdorf. Laut der Gewerkschaft ver.di fehlen in deutschen Kliniken 162.000 Mitarbeiter, davon 70.000 in der Pflege.
„Durch die Reform entstehen aber maximal 10.000 neue Pflege-Stellen“, sagt der Chemnitzer ver.di-Sekretär André Urmann (38).

Bis 2018 gibt es bundesweit insgesamt 660 Millionen Euro für Pflege-Stellen, ab 2019 sind es jährlich 330 Millionen. „Wir als größtes Krankenhaus in Sachsen können lediglich neun neue Pflege-Stellen finanzieren. Das ist auf keiner Station spürbar“, kritisiert Dirk Balster (49), Geschäftsführer des Klinikums Chemnitz.
Sein Amtskollege Dirk Herrmann von den Zeisigwaldkliniken Bethanien wünscht sich vom Bund noch „eine bessere Investitionsfinanzierung sowie volle Notaufnahmekosten-Erstattung“. In Chemnitz stiegen die Notfall-Behandlungszahlen zuletzt an.
Alle Klinik-Chefs sind sich einig, dass ihre Häuser mehr Geld benötigen als bewilligt wird. Diakomed-Chef Lazarides prognostiziert: „Nach der Reform ist vor der Reform.“
Fotos: Heinz Patzig (1), Haertelpress (1)