Schauspieler Edgar Selge verurteilt die Angst der Deutschen vor Migranten nicht

Osnabrück - Der Schauspieler Edgar Selge (70) will die Angst vieler Deutscher vor Migranten nicht verurteilen und rät zu Gelassenheit beim Umgang mit Rechtspopulismus.

Edgar Selge (70) kann die Islam-Feindlichkeit der AfD verstehen.
Edgar Selge (70) kann die Islam-Feindlichkeit der AfD verstehen.  © DPA

"Ich lasse den Leuten ihre Gefühle", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). "Ich verurteile niemanden, der seine Angst vor Migranten artikuliert. Oder auch seine Unzufriedenheit mit der Bundesregierung."

Islam-Feindlichkeit bei AfD oder Pegida könne man zwar "als hässlich bezeichnen, man muss es aber zunächst mal verstehen", sagte Selge. "Es ist in diesem Land einfach ein Riesenumbruch in Bewegung gesetzt worden."

Es gebe beispielsweise Probleme mit der Integration von Migranten in den Kommunen: "Es wird über die Köpfe der Menschen hinweg entschieden und das erweist sich als Bumerang", sagte Selge. "Insofern würde ich viele von den AfD-Wählern genauso ernst nehmen wie alle anderen auch."

Selge übernimmt in der ARD-Verfilmung von Michel Houellebecqs Roman "Unterwerfung" die Hauptrolle, der im Jahr 2022 in Frankreich spielt. Der Schriftsteller beschreibt ein Szenario, bei dem sich in dem Land eine zunehmende Islamisierung abzeichnet. Edgar Selge war zuvor schon in der gleichen Rolle in der Inszenierung von "Unterwerfung" im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg zu sehen.

Über den französischen Schriftsteller Houellebecq sagte er der Zeitung: "Er beschreibt die Westeuropäer im Grunde als Müdigkeitsgesellschaft. Sich selbst bezeichnet er als Autor der absoluten Schlaffheit. Ich mag das, weil es eine große Anstrengung von mir nimmt." Das Erste zeigt "Unterwerfung" am Mittwoch, 6. Juni, um 20.15 Uhr.

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