Fischsterben in der Oder: Mehr als 280 illegale Abflüsse in Polen entdeckt
Polen - Die Ermittlungen zum katastrophalen Fischsterben in der Oder gehen weiter. Polnische Behörden haben mittlerweile fast 300 illegale Abwasserrohre entdeckt.
Es ist ein Umweltskandal riesigen Ausmaßes, der in einem Mitgliedsland der EU nicht vorkommen dürfte.
Die Frage steht im Raum, ob sich mehrere polnische Industrieunternehmen womöglich nicht an EU-weite Umweltstandards gehalten haben - und ob Polens Umweltbehörde ihrer Verantwortung gerecht wurde.
Wie die Zeit berichtet, hat die Wasserbehörde inzwischen sage und schreibe 282 Abwasserabflüsse ohne Genehmigung entdeckt. Wer sie gelegt hat und wem sie gehören, ist unklar. In 57 Fällen sei bereits die Polizei informiert worden.
Führte man das großflächige Fischsterben anfangs noch auf Chemikalien wie Quecksilber zurück, gehen Forscher mittlerweile von einem sprunghaften Algenwachstum aus.
Sowohl polnische als auch deutsche Wissenschaftler konnten in Wasserproben giftige Algen nachweisen. Zunächst muss nun geklärt werden, welche Schadstoffe genau in den Fluss gelangten und in welcher Menge.
Ein Erzbergwerk und weitere Verdächtige kommen bislang als Verursacher in Frage.
Bis das zerstörte Ökosystem im betreffenden Flussabschnitt vollends wiederhergestellt ist, werden viele Jahre vergehen. Bei den Anwohnern auf beiden Seiten ist die Empörung groß.
Deutsche Behörden werfen Polen außerdem vor, zu spät über das rasante Fischsterben informiert worden zu sein.
Titelfoto: Patrick Pleul/dpa, Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa