160.000 Euro unter der Kinderwiege? Kaili weist Vorwürfe zurück
Athen - Ein Anwalt der unter Korruptionsverdacht stehenden Vize-Präsidentin des EU-Parlaments, Eva Kaili (44), wies die Vorwürfe gegen seine Mandantin zurück. Unterdessen hat das Parlament bereits über ihre Amtsenthebung entschieden.

"Ihre Position ist, dass sie unschuldig ist. Sie hat nichts mit Geldflüssen aus Katar zu tun, überhaupt nichts", lies Michalis Dimitrakopoulos, Anwalt der griechischen EU-Vizepräsidentin, gegenüber dem griechischen Fernsehsender "Open" verkünden.
In dem Morgenmagazin "Greek Time" des Senders bezog sich der Anwalt in einer Rede einerseits auf die Anschuldigung, wonach bei Kaili 160.000 Euro versteckt unter der Kinderwiege ihrer Tochter gefunden worden seien. Ob und wie viel Geld tatsächlich gefunden wurde, wisse Dimitrakopoulos nicht, jedoch könne er mit Gewissheit behaupten, dass es überhaupt keine Kinderwiege gebe.
Ebenfalls bezog sich der Anwalt auf eine Immobilienfirma, die Kaili zusammen mit ihrem ebenfalls verhafteten Lebenspartner, Francesco Giorgi (33), vor knapp einem Monat gegründet hatte. Diese Firma habe noch überhaupt keine Geschäfte abgewickelt, so sein Statement.
Kailis Anwalt gab zusätzlich bekannt, dass man am Mittwoch Einspruch gegen die durch die Geldwäschebehörde eingefrorenen Konten der Vize-Parlamentspräsidentin einlegen wolle. Es handele sich dabei um Konten, auf die Gehälter eingezahlt werden und die nichts mit einer "kommerziellen Tätigkeit" zu tun hätten.
Der größte Skandal für Brüssel? Kaili bereits des Amtes enthoben

Die Gerichtsverhandlung am Mittwoch sei dabei der wichtigste Tag für Eva Kaili, da sich die beschuldigte Europaabgeordnete der sozialdemokratischen PASOK-Partei vor der Gerichtskammer äußern wolle und schließlich über eine mögliche Freilassung entschieden werde.
Kaili steht im Verdacht, zusammen mit sechs weiteren Komplizen, Gelder aus dem WM-Gastgeberland Katar angenommen und politische Entscheidungen im Sinne des Emirats beeinflusst zu haben.
Vor diesem Hintergrund haben die Abgeordneten des Europaparlaments mit nur einer Gegenstimme für die Absetzung Kailis als Vize-Präsidentin des Parlaments gestimmt, nachdem bereits die Fraktionsvorsitzenden einstimmig darüber entschieden hatten.
Auch die deutsche Vize-Präsidentin des EU-Parlaments, Katarina Barley (54, SPD), hatte sich bereits bestürzt über den Korruptions-Skandal geäußert.
Die griechische Presse spricht unterdessen vom "größten Skandal, mit dem Brüssel in den letzten Jahren konfrontiert war".
Kataris laut Hofreiter "geringeres Übel" im Vergleich zu Russland

Im Zusammenhang mit dieser Korruptions-Affäre äußerte der Grünen-Abgeordnete Anton Hofreiter "Konsequenzen" auch für Katar selbst. Der Golfstaat habe versucht, sich in die Demokratie einzumischen, so Hofreiter.
Trotz der Vorwürfe sehe Hofreiter die Kataris als "geringeres Übel" im Vergleich zu Russland, wenn es um Gaslieferungen an die Bundesrepublik geht. Katar beliefert Deutschland ab dem Jahr 2026 infolge eines Abkommens mit Flüssigerdgas.
Insgesamt zeige der Vorfall dennoch, dass die Energieversorgung zukünftig dringend unabhängiger von "Diktaturen und autokratischen Regimen" werden müsse, bekräftigt Hofreiter am Dienstag gegenüber ntv.
Titelfoto: Christophe Licoppe/European Commission/dpa, papabel/123rf