Unter Polizeischutz: Giftopfer Alexej Nawalny erholt sich jetzt im Schwarzwald
Ibach - Großes Polizeiaufgebot im 400-Seelen-Dorf Ibach (Kreis Waldshut)! Grund dafür: Dort hält sich der vergiftete Kreml-Kritiker Alexej Nawalny (44) auf.

Rückblick: Auf den russischen Oppositionellen war im Sommer ein Giftanschlag verübt worden. Der 44-Jährige wollte am 20. August per Flugzeug von Tomsk nach Moskau reisen.
An Bord der Maschine wurde ihm übel, er schrie vor Schmerzen - und brach schließlich bewusstlos zusammen. Eine Notlandung in der Hafenstadt Omsk folgte.
Nawalny kam ins Krankenhaus, musste künstlich beatmet werden und lag im Koma. Er wurde in die Berliner Charité überführt. Am 14. September teilte die Bundesregierung mit, dass der Kreml-Kritiker mit einem chemischen Kampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde - Labore hatten die Vergiftung bestätigt.
Nun hält sich der 44-Jährige zur Erholung im Schwarzwald auf, wie der SWR berichtet. Demnach teilte die Polizei gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Sender mit, dass sich in dem Dorf eine Person "mit erhöhtem Schutzbedarf" aufhalte.
Die starke Anwesenheit der Polizei war aufgefallen, auf Bildern aus Ibach sind mehrere Polizeifahrzeuge und Beamte zu sehen.
EU verständigt sich auf Sanktionen gegen Russland

Gegenüber dem SWR wurde bestätigt, dass es sich bei der Person um den Kreml-Kritiker Nawalny handelt, der Ende September aus der Charité entlassen wurde.
In Moskau weist man Verdächtigungen zurück, dass russische Behörden ihn vergiftet haben sollen. Die EU hat sich derweil grundsätzlich auf neue Russland-Sanktionen verständigt, wie die tagesschau.de berichtet.
Demnach sollen sechs Personen, bei denen es sich vor allem um hochrangige Mitarbeiter des Sicherheitsapparates handeln soll, mit Einreiseverboten sowie Vermögenssperren belegt werden.
Zudem werde das staatliche Forschungsinstitut für organische Chemie und Technologie sanktioniert. Aus dem Institut soll der militärische Kampfstoff kommen, mit dem der 44-Jährige vergiftet wurde.
Die Antwort aus Russland folgte prompt: Außenminister Sergej Lawrow (70) versprach gegenüber einem Radiosender "spiegelgenaue" Gegensanktionen. Auch warf Lawrow deutschen Behörden vor, keine Beweise für eine Vergiftung des Oppositionellen vorgelegt zu haben.
Update: 13 Uhr
Ibachs Bürgermeister wendet sich an die Bürger

Ibachs Bürgermeister, Helmut Kaiser (CDU) hat sich an die Bürger gewandt. Auf der Gemeinde-Homepage kommt er auf die Polizeipräsenz zu sprechen und "dass in Ibach etwas Besonderes von statten geht".
Laut Kaiser weilt seit dieser Woche "ein Gast, eine Person öffentlichen Lebens und des öffentlichen Interesses, mit seiner Familie in Ibach. Diese benötigen einen sehr hohen Personenschutz".
Die Presse berichte, dass es sich um den russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny handeln soll.
"Wie wir in diesen Anfangstagen nun schon festgestellt haben, hat sich das Leben in unserer Gemeinde von einem auf den anderen Tag verändert", schreibt der CDU-Politiker. "Wir bitten um Verständnis für die Arbeit der Polizei und bitten Sie, diese bei der nicht immer einfachen Arbeit zu unterstützen. Die Polizei ist auf unsere Mithilfe, unser Mittun und auf das Verständnis von uns allen angewiesen."
Es werde demnach vermehrt zu Kontrollen durch die Polizei kommen. "Bitte führen Sie die Ausweispapiere mit sich, damit Sie sich gegebenenfalls ausweisen können", appelliert der Rathauschef an die Bürger.
Titelfoto: Montage: Kamera24, Andrew Lubimov/AP/dpa