Lawrow-Eklat auf G20-Treffen: Russen-Außenminister haut vor Baerbock-Rede ab
Bali/Moskau - Von wegen Treffen: Russlands Außenminister Sergej Lawrow (72) hat bei der Zusammenkunft mit seinen G20-Kollegen im Urlaubsparadies Bali für einen Eklat gesorgt. Direkt nach seiner Rede verließ er den Saal - seinen Kritikern um Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) hörte er nicht mehr zu. Stattdessen warf er dem Westen vor, eine friedliche Lösung im Ukraine-Konflikt verhindern zu wollen.
Wenn die Europäische Union und die Vereinigten Staaten einen Sieg der Ukraine auf dem Schlachtfeld anstreben, "dann haben wir wahrscheinlich mit dem Westen nichts zu besprechen", so Lawrow zu Journalisten.
Zuvor hatte er dem bereits unterstellt, die Ukraine dazu zu nötigen, für die Kämpfe "seine Waffen zu benutzen". Auch beschwerte sich der Russen-Außenminister darüber, dass sein Land als "Aggressor" und "Besatzer" angesehen werde, ohne dass man sich die genauen Gründe für die Auseinandersetzung angeschaut hätte.
Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) warf Lawrow nach dessen "Flucht" vom G20-Treffen Gesprächsverweigerung vor. "Dass der russische Außenminister einen großen Teil der Verhandlungen hier nicht im Raum, sondern außerhalb des Raumes verbracht hat, unterstreicht, dass es keinen Millimeter an Gesprächsbereitschaft der russischen Regierung derzeit gibt."
Gerade bei den wichtigen Fragen, wie beispielsweise die weltweite Ernährungskrise bewältigt werden könne, sei Lawrow dadurch nicht anwesend gewesen. "Daher gilt umso mehr, dass wir als führende Industriestaaten der G7 jetzt gemeinsam die Staaten des globalen Südens unterstützen, dass wir dafür sorgen, dass die Menschen, die ohnehin schon leiden, nicht in eine viel, viel tiefere Hungersnot hineinrutschen."
Putin droht mit direkter militärischer Konfrontation
Wenig harmonische Worte hatte es bereits wenige Stunden zuvor aus Moskau gegeben. Dort warnte Russlands Präsident Wladimir Putin (69) den Westen vor einer direkten militärischen Konfrontation.
"Heute hören wir, dass sie uns auf dem Schlachtfeld schlagen wollen. Was soll man dazu sagen? Sollen sie es nur versuchen." Man werde bei der "Militäroption" all die selbstgesteckten Ziele "ohne Zweifel" erreichen. "Jeder sollte wissen, dass wir im Großen und Ganzen noch nichts Ernsthaftes begonnen haben."
Zugleich betonte Putin, der dem Westen erneut vorwarf, "bis zum letzten Ukrainer" kämpfen zu wollen, aber, dass "wir auch Friedensverhandlungen nicht" ablehnen.
Bundestag stimmt NATO-Beitritt zu
Auch aus Berlin gibt es am heutigen Freitag Neues zu vermelden. Im Bundestag stimmten die Fraktionen von SPD, Grünen, FDP, CDU/CSU und mehrheitlich der AfD für einen NATO-Beitritt von Finnland und Schweden. Ablehnend zeigte sich nur die Linkspartei.
Bereits zum Auftakt der Sitzung hatte sich die Bundesregierung klar für ein positives Votum ausgesprochen. "Die geplanten Beitritte Finnlands und Schwedens zum Nordatlantischen Verteidigungsbündnis sind von herausragender Bedeutung für uns und unsere Partner angesichts der Erschütterungen, die wir aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine in Europa und in der ganzen Welt erfahren", so Tobias Lindner (40, Grüne), Staatsminister im Auswärtigen Amt.
Ein Beitritt der beiden nordischen Länder geben nicht nur denen mehr Sicherheit, sondern der NATO insgesamt einen Zugewinn an Stärke und Zusammenhalt.
Neben Deutschland haben bislang Kanada, Estland, Norwegen, Dänemark und Island einen Beitritt ratifiziert. Damit aus diesem am Ende auch wirklich was wird, müssen alle 30 Mitglieder zustimmen.
Erstmeldung von 12.32 Uhr, aktualisiert um 12.59 Uhr.
Titelfoto: Britta Pedersen/dpa