Holter zu Lehrer-Seiteneinsteigern: "Das Land ist zur Absicherung des Unterrichts angewiesen"

Erfurt - Den Unterricht in Biologie oder Physik decken in Thüringen Akademiker ohne pädagogischen Abschluss ab. Ohne diese Seiteneinsteiger wären die Personallöcher an Schulen noch größer. Bildungsminister Helmut Holter (69, Linke) verteidigt die Unterstützung durch Seiteneinsteiger.

Das Thüringer Bildungsministerium um Minister Helmut Holter (69, Linke) rechnet mit einer weiterhin leicht steigenden Zahl von Seiteneinsteigern in den Lehrerberuf. (Archivbild)
Das Thüringer Bildungsministerium um Minister Helmut Holter (69, Linke) rechnet mit einer weiterhin leicht steigenden Zahl von Seiteneinsteigern in den Lehrerberuf. (Archivbild)  © Bodo Schackow/dpa

Für die nächsten Jahre rechnet das Thüringer Bildungsministerium mit einer weiterhin leicht steigenden Zahl von Seiteneinsteigern in den Lehrerberuf.

"Das Land ist zur Absicherung des Unterrichts dringend sowohl auf grundständig ausgebildete Lehrkräfte angewiesen als auch auf anderweitig ausgebildete Menschen, die in den Schuldienst wechseln wollen", sagte Ressortchef Helmut Holter der Deutschen Presse-Agentur. Unter anderem durch die Lehrergewinnungskampagne des Landes werde es tendenziell zu einer steigenden Zahl von Seiteneinsteigern an den Schulen kommen.

Seiteneinsteiger im Schuldienst haben in aller Regel keine klassische Lehrerausbildung durchlaufen, sondern verfügen über einen akademischen Abschluss in einer bestimmten Fachrichtung wie Physik oder Biologie. Pädagogische Kenntnisse, die sie zum Unterrichten benötigen, werden ihnen nachträglich vermittelt.

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Nach Daten des Ministeriums waren im Schuljahr 2021/22 allein bis zum 1. Februar insgesamt 126 Seiteneinsteiger eingestellt worden. Aktuellere Zahlen liegen derzeit nicht vor. Die meisten von ihnen sind an Regelschulen oder Berufsschulen zum Einsatz gekommen.

Bedarf vor allem im Süd- und Ostthüringen

Angaben dazu, wie viele eingestellte Seiteneinsteiger wieder gekündigt haben oder gekündigt worden sind, konnte das Ministerium nicht machen. (Archivbild)
Angaben dazu, wie viele eingestellte Seiteneinsteiger wieder gekündigt haben oder gekündigt worden sind, konnte das Ministerium nicht machen. (Archivbild)  © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Nur 13 gingen an ein Gymnasium. Das deckt sich mit den Erfahrungen bei der Einstellung von Nachwuchslehrern aus den vergangenen Jahren, nach denen es vor allem für offene Stellen an den Gymnasien noch immer eine vergleichsweise große Zahl von Bewerbern gibt.

Vor allem im Süden und Osten des Landes haben die Schulämter den Daten nach zuletzt auf Seiteneinsteiger setzen müssen, um möglichst viele offene Stellen besetzen zu können.

Angaben dazu, wie viele eingestellte Seiteneinsteiger wieder gekündigt haben oder gekündigt worden sind, konnte das Ministerium nicht machen.

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Insgesamt wurden laut Ministerium im Schuljahr 2021/22 bis zum 1. Februar etwa 700 Lehrer im Schuldienst eingestellt. Für die weitere Einstellung von Seiteneinsteigern sollen Holter zufolge bürokratische Hürden abgebaut und deren pädagogische Nachqualifizierung verbessert werden. "Dort sind wir – die Zahlen und vielen guten Erfahrungen zeigen es – schon ein sehr großes Stück vorangekommen."

Dennoch müssten die Bewerber bestimmte Standards erfüllen und die Regelungen des öffentlichen Dienstes beachtet werden.

Titelfoto: Bodo Schackow/dpa

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