Neuer Bericht zeigt: Achtklässler an Gemeinschaftsschulen im Südwesten besonders schwach

Stuttgart - Der Verband der Gymnasiallehrer warnt: Viele Achtklässler im Südwesten verfehlen im Rechtschreiben und Rechnen die Mindeststandards. Auffällig sei dabei das besonders schwache Niveau der Gemeinschaftsschüler.

An Gemeinschaftsschulen sollen die Schüler vor allem mit- und voneinander lernen.
An Gemeinschaftsschulen sollen die Schüler vor allem mit- und voneinander lernen.  © 123RF/michaeljung

Achtklässler in Gemeinschaftsschulen haben nach Darstellung des Philologenverbands bei den jüngsten Tests noch schlechter abgeschnitten als vergleichbare Kinder auf Gymnasien, Real- und Werkrealschulen.

Die sieben Prozent der Gemeinschaftsschüler, die auf Gymnasialniveau unterrichtet würden, erreichten bei den jüngsten Vergleichsarbeiten (VERA) ein klar schwächeres Level als Schüler an Gymnasien, sagte Ralf Scholl, Landeschef des Philologenverbandes, der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

Ähnlich sehe es bei den 41 Prozent der Gemeinschaftsschüler aus, die auf Realschulniveau unterrichtet würden. Auch auf dem untersten Level schnitten die Gemeinschaftsschüler etwas schlechter ab als Kinder auf Real- und Werkrealschulen. Scholl sagte dazu: "In meinen Augen ist das ein Komplettversagen der Schulart Gemeinschaftsschule."

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Bei den am Freitag vorgestellten Vergleichsarbeiten hatte sich herausgestellt, dass die Achtklässler im Südwesten über alle Schulen hinweg während der Pandemiejahre bei den Englischkenntnissen zwar aufgeholt haben, in ihren Deutschfähigkeiten aber deutlich abgesackt sind.

32 Prozent erreichten die Mindeststandards in Mathematik für den mittleren Schulabschluss noch nicht, 19 Prozent erreichten diese Standards in Orthografie nicht und 13 Prozent im Lesen.

Die Vergleichsarbeit wirft Fragen über die Effektivität von Gemeinschaftsschulen auf

Durch die Vergleichsarbeit beginnt der Verband der Philologen die Aussagekraft der Noten an Gemeinschaftsschulen infrage zustellen.
Durch die Vergleichsarbeit beginnt der Verband der Philologen die Aussagekraft der Noten an Gemeinschaftsschulen infrage zustellen.  © 123rf/racorn

Der Chef des Philologenverbands erklärte, es falle auf, dass eine deutlich höhere Zahl von Achtklässlern in der Gemeinschaftsschule, die auf dem Niveau von Real- und Werkrealschule unterrichtet werden, bei der Rechtschreibung unterhalb des Minimalniveaus blieben.

Überhaupt zeigten die Vergleichsdaten aus den vergangenen vier Jahren, "dass die Schüler an den Gemeinschaftsschulen nicht mehr lernen als die jeweils direkt vergleichbaren Schüler an den Werkrealschulen, Realschulen und Gymnasien, sondern deutlich weniger". Scholl sieht darin einen "Offenbarungseid der Schulform Gemeinschaftsschule".

Die damalige grün-rote Landesregierung hatte die Gemeinschaftsschule im Schuljahr 2012/2013 in Baden-Württemberg eingeführt.

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Hier soll die individuelle Förderung im Zentrum stehen, zudem sollen Kinder und Jugendliche in unterschiedlichen Lerngruppen mit- und voneinander lernen. Lehrkräfte verstehen sich demnach als Lernbegleiter. Scholl monierte, das Land investiere seit zehn Jahren massiv in diese Schulart, ohne die Resultate ordentlich zu überprüfen.

Nach diesen Test-Ergebnissen müsse man sich fragen: "Sind da die Noten in den Mittleren Reife-Zeugnissen der Gemeinschaftsschulen vielleicht deutlich besser als die tatsächlich gezeigten Leistungen?"

Der Philologenverband forderte deshalb, dass die Leistungen der Schülerinnen und Schüler an den Gemeinschaftsschulen auch im Abschlussjahrgang jeweils noch einmal mit einem möglichst bundesweit normierten Test bewertet werden müssten.

Nach Angaben des Kultusministeriums gibt es im Südwesten über 300 öffentliche und private Gemeinschaftsschulen.

Titelfoto: 123RF/michaeljung

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