Energiekrise: Darum wird nicht dieser, sondern der nächste Winter die größte Herausforderung

Berlin - Der Klimaökonom Ottmar Edenhofer sieht angesichts der Energiekrise besondere Schwierigkeiten vor allem für den übernächsten Winter 2023/2024 und nicht für den nun anstehenden.

Angestachelt von der AfD zogen Anfang Oktober Tausende Menschen durch Berlin, um gegen die Energiepolitik zu demonstrieren.
Angestachelt von der AfD zogen Anfang Oktober Tausende Menschen durch Berlin, um gegen die Energiepolitik zu demonstrieren.  © Christoph Soeder/dpa

Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) forderte konsequentere Gaseinsparungen.

"Die große Herausforderung wird nicht im Winter 22/23 bestehen, sondern wir müssen auch den Winter 23/24 meistern. Das wird eine größere Herausforderung werden", sagte der Klima-Ökonom der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam.

"Wir müssten, um gut über den Winter zu kommen, auf der europäischen Ebene die Größenordnung von 15 Prozent einsparen." In den nächsten Jahren werde Deutschland 30 Prozent im Vergleich zum Vorkriegsniveau einsparen müssen, wenn die ausgefallenen russischen Gasimporte ersetzt werden sollen.

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Man müsse vor allem im Haushaltssektor einsparen, um zu verhindern, dass die Industrie Produktion verlagere oder Arbeitsplätze abbaue.

"Wir werden die aktuelle Energiekrise nur mit einem sozialen Ausgleich meistern können", sagte Edenhofer weiter.

Die Bundesregierung solle daher für den Winter 2023/2024 einen administrativen Kanal aufbauen, über den an sozial schwache Haushalte gezielt Direktzahlungen überwiesen werden können zur Entlastung von hohen Energiepreisen. Die Mehrwertsteuersenkungen auf Gas hält er nicht für den geeigneten Weg.

Klimaökonom Ottmar Edenhofer schlägt Fonds-Modell vor

Edenhofer forderte zudem, Subventionen auf Gas zu reduzieren, um den Anreiz zu erhöhen, Gas einzusparen. Er schlägt gemeinsam mit anderen Ökonomen ein Fonds-Modell auf europäischer Ebene vor, mit dem EU-Mitgliedstaaten eine Einsparprämie erhalten können, wenn sie den Gasverbrauch gesenkt haben.

"Bislang subventionieren die europäischen Mitgliedsstaaten de facto ihren Gasverbrauch, etwa durch Absenkung der Mehrwertsteuer und die Abschaffung von Erdgassteuern", sagte der Klimaökonom. "Das ist eine gefährliche Situation und widerspricht in Zeiten, wo Gassparen klima- und geopolitisch geboten ist, dem Anreiz, Energie zu sparen." Dieser Subventionswettlauf müsse dringend unterbunden werden.

Titelfoto: Christoph Soeder/dpa

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