Experten sind sich sicher: Krise wird uns alle ärmer machen

Nürnberg - Was haben wir gehofft, dass nach der Corona-Pandemie bessere Zeiten auf uns warten - oder es danach zumindest so weiter geht wie zuvor. Doch es kam anders. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Energiekrise haben Deutschland gleich in die nächste Krise gestürzt. Aus der werden wir nach Meinung von Experten nachhaltig geschädigt hervorgehen.

Ein Symbolbild der Krise: Gasinfrastruktur und der bange Blick, zu welchen Kosten diese noch betrieben werden kann.
Ein Symbolbild der Krise: Gasinfrastruktur und der bange Blick, zu welchen Kosten diese noch betrieben werden kann.  © Symbolfoto: Attila Volgyi/XinHua/dpa

Nach Meinung führender Volkswirte werden der immense Verlust an Kaufkraft und die Kostenexplosion, bedingt durch die hohen Energiepreise, Deutschland in die Rezession führen.

So sagt beispielsweise Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research für das nächste Jahr einen Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung um 3,5 Prozent voraus.

Andere Experten orakeln nicht ganz so schlimm, sehen die Konjunktur aber ebenso deutlich auf Talfahrt. "Der Konjunkturabschwung wird auch am Arbeitsmarkt Spuren hinterlassen", Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin bei der staatlichen Förderbank KfW.

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Vor allem die privaten Haushalte seien massiv davon betroffen. "Durch die hohe Inflation hat sich die Finanzlage der privaten Haushalte seit Jahresbeginn erheblich verschlechtert", so Köhler-Geib.

"Im zweiten Quartal waren die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte nach Abzug der Inflationsrate 1,9 Prozent niedriger als im Vorjahresquartal. Im zweiten Halbjahr werden die Realeinkommen voraussichtlich weiter sinken."

Aktuelle Krise stellt sogar Finanz- und Euro-Schuldenkrise in den Schatten

In Zukunft werden wir alle wohl kleinere Brötchen backen müssen.
In Zukunft werden wir alle wohl kleinere Brötchen backen müssen.  © Sebastian Willnow/dpa

Das schätzt auch Marc Schattenberg so ein. "Ein Großteil der Haushalte wird mit spürbaren realen Einkommensverlusten zurechtkommen müssen." Und Volkswirtin Katharina Utermöhl von der Allianz-Gruppe wird sogar noch deutlicher: "Wir werden alle ärmer aus der Krise herauskommen."

Die aktuellen Geschehnisse stellen sogar "die große Finanzkrise und die Euro-Schuldenkrise in den Schatten". Nun müsse man den sogenannten Inflationsschmerz durch fiskalpolitische Maßnahmen des Staates, aber auch durch Sparverhalten der Privatleute abfedern.

Hierfür sollte die Politik den Preis aber "nicht zu sehr beeinflussen", empfiehlt Christoph Siebecke von der Oldenburgischen Landesbank mit Blick auf die mögliche Deckelung von Energiepreisen. "Sonst werden die Haushalte nicht reagieren."

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Das sieht auch Veronika Grimm (51) von den Wirtschaftsweisen so. "Der Sparanreiz für die Verbraucher muss spürbar bleiben."

Und wann werden wir die energiepreisbedingten Probleme dann mit voller Wucht spüren? Wohl erst in den ersten beiden Quartalen des kommenden Jahres, so Schattenberg. Wenn die Gasspeicher geleert seien und Gas zum Wiederauffüllen gekauft werden müsse, werde der Preis weiter steigen. Gleichzeitig würden die privaten Gaskunden dann unter den häufig zum Jahreswechsel neu abgeschlossenen Verträgen mit ihren Stadtwerken leiden.

Titelfoto: Attila Volgyi/XinHua/dpa

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