Azubi-Mangel, Reform-Angst, Lauterbach-Plan: Bayerns Kliniken schlagen Alarm

München - Bayerns Kliniken stehen mit dem Rücken zur Wand. Und das in mehr als nur einer Hinsicht. Denn die Lage für die Menschen, die sich täglich für das Wohl der Menschen aufopfern, ist prekär.

Retten sich von Hilfsfonds zu Hilfsfonds: Bayerns Kliniken leiden an Unterfinanzierung, Personal-Not und schlechtem Image.
Retten sich von Hilfsfonds zu Hilfsfonds: Bayerns Kliniken leiden an Unterfinanzierung, Personal-Not und schlechtem Image.  © Felix Kästle/dpa

Die erste Vorsitzende der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG), Landrätin Tamara Bischof (59, Freie Wähler) hat am Freitag in München bei der Mitgliederversammlung ordentlich ausgeteilt.

"Was mich ernsthaft bedrückt: Die Krankenhäuser wurden – mal wieder – von der Politik in die Position eines Bittstellers gebracht", wirft die 59-Jährige der Politik im Bund, aber auch der Staatsregierung vor.

Die Kliniken bräuchten vor allem eine zukunftsfähige Finanzierungsbasis. Es bringe nichts, sich von Hilfsfonds zu Hilfsfonds zu hangeln. Aktuell steht schon wieder ein weiteres dieser Rettungspakete bereit. Sechs Milliarden Euro. Doch das allein schaffe keine Dauerlösung.

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"Wenn wir nicht in eine ernste Krise der Daseinsvorsorge rutschen wollen, müssen aber die sechs Milliarden Euro umgehend, unbürokratisch und in voller Höhe an die Krankenhäuser fließen", mahnt Bischof. "Und die Grundfrage, wie Krankenhäuser künftig ausreichend und verlässlich finanziert werden können, ist dringender denn je."

Sie verwies auf andere Bundesländer, in denen bereits Krankenhäuser von Insolvenzen bedroht sind. Eine Gefahr, die auch in Bayern real werden kann. Die BKG fordere daher eine dringende Erhöhung der Investitionssumme auf 900 Mio. Euro jährlich - allein im Freistaat.

Keiner will mehr in die Pflege: Zahl der neuen Azubis "katastrophal"

Wie sieht die geplante Krankenhausreform aus? Am 6. Dezember will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59) den geplanten Entwurf vorstellen.
Wie sieht die geplante Krankenhausreform aus? Am 6. Dezember will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59) den geplanten Entwurf vorstellen.  © Michele Tantussi / AFP

"Gute Medizin braucht eine verlässliche Finanzierung. Doch solchen Worten müssen auch verlässliche Taten folgen und dies ist leider noch nicht der Fall", so die Politikerin unverblümt und warnte vor einem zu komplizierten Abrechnungssystem. So eines scheint nämlich zu drohen.

Zumindest, wenn man die Eckpunkte der geplanten Krankenhausreform betrachtet, die am Nikolaustag von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) vorgestellt wird.

Doch nicht nur finanziell drohen noch härtere Zeiten, auch personell sieht es alles andere als rosig aus, wie BKG-Geschäftsführer Roland Engehausen (53) erläutert. Im Vergleich zu 2021 sei die Zahl der neuen Azubis um mehr als zehn Prozent, von 7600 auf 6500 zurückgegangen.

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Die Folge: Im Krankenhaus stünden vielleicht ausreichend Betten, es gebe jedoch zu wenig Personal, um die Betreuung absichern zu können. Er bezeichnete den Rückgang als "katastrophal".

In den letzten Jahren wurde ein Beruf in der Pflege zunehmend unattraktiv, das Image des Berufsfeldes wird immer schlechter.

Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (58, CSU) gab zu, dass die initiierten Image-Kampagnen den erhofften Effekt bislang nicht erreichten.

Titelfoto: Michele Tantussi / AFP

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