Knappe Medikamente: Kassen zahlen mehr für Fiebersaft und Zäpfchen für Kinder

Berlin - Viele Eltern hatten in den vergangenen Monaten Stress: Infekte, kranke Kinder - und dann wird auch noch der Fiebersaft knapp. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) hatte vor Weihnachten Gegenmaßnahmen angekündigt, nun wird ein erster Schritt getan. Ob er hilft, ist offen.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD)
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD)  © Bernd von Jutrczenka/dpa

Für insgesamt 180 Kinder-Medikamente wie Fiebersaft oder Zäpfchen können die Krankenkassen den Herstellern ab 1. Februar vorübergehend mehr Geld zahlen. Damit soll der momentanen Knappheit bei diesen Arzneimitteln begegnet werden.

Wie der Spitzenverband der Krankenkassen (GKV) am heutigen Dienstag mitteilte, werden die sogenannten Festpreise für bestimmte Arzneimittel mit den Wirkstoffen Ibuprofen und Paracetamol sowie für Antibiotika für drei Monate ausgesetzt.

Für bestimmte Medikamentengruppen gelten normalerweise Festbeträge. Mehr zahlen die Krankenkassen nicht für diese Medikamente. Liegt der Preis darüber, müssen Patienten in der Regel die Differenz entweder selbst tragen oder sie bekommen ein anderes - therapeutisch gleichwertiges - Arzneimittel ohne Aufzahlung, heißt es beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Kommt es nun zur Lockerung dieser Festpreisregelung bei Kindermedikamenten, müssen Eltern aber dennoch keine Zusatzkosten befürchten, versichern die Kassen.

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Nach Einschätzung des GKV-Spitzenverbands kann die Maßnahme einer weiteren Verschärfung der angespannten Versorgungslage mit Kinder-Arzneimitteln kurzfristig entgegenwirken.

Mit einer Einschränkung: "Kurzfristig der Pharmaindustrie höhere Preise zu ermöglichen, stellt keine nachhaltige Lösung dar."

Durchs Abschaffen des Festpreises erhoffen sich die Krankenkassen wieder prallgefüllte Medikamentenlager voller Paracetamol und Ibuprofen.
Durchs Abschaffen des Festpreises erhoffen sich die Krankenkassen wieder prallgefüllte Medikamentenlager voller Paracetamol und Ibuprofen.  © Jan Woitas/dpa

Fiebersaft bleibt wohl knapp - Unternehmen produzieren rund um die Uhr

Die Kassen "warnen vor der Annahme, dass internationale Pharmakonzerne ihre globalen Produktionsstandorte und Lieferprozesse nur ändern, weil gesetzlich Krankenversicherte in Deutschland künftig mit ihren Krankenkassenbeiträgen höhere Medikamentenpreise bezahlen müssen".

Der Geschäftsführer des Pharmaverbands Pro Generika, Bork Bretthauer, zeigte sich skeptisch: "Woher sollen die Fiebersäfte plötzlich kommen?", sagte er dem Handelsblatt.

Die Unternehmen produzierten rund um die Uhr. Es gebe keine Ware, die kurzfristig auf den Markt kommen könne, nur weil sich der Preis für drei Monate erhöhe.

Titelfoto: Montage: Jan Woitas/dpa, Bernd von Jutrczenka/dpa

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