Neue Energiespar-Maßnahmen: Das kommt schon ab 1. September auf uns zu

Berlin - Ein Fünftel an Gas soll Deutschland nach dem Willen von Wirtschaftsminister Robert Habeck (52, Grüne) bis März einsparen - verglichen mit dem Durchschnittsverbrauch der vergangenen fünf Jahre. Fünf bis acht Prozent sind nach jüngsten Angaben seines Hauses schon geschafft. Zum Sparziel beitragen sollen zwei neue Verordnungen, die das Kabinett am Mittwoch in Berlin abgesegnet hat.

Robert Habeck (52, Grüne) muss den Bürgern viele unangenehme Nachrichten überbringen.
Robert Habeck (52, Grüne) muss den Bürgern viele unangenehme Nachrichten überbringen.  © Michael Kappeler/dpa

Damit könne der Gasverbrauch ungefähr im Umfang von zwei bis zweieinhalb Prozent gesenkt werden, sagte Habeck. Man könne sich aber nun nicht zurücklehnen. "Wir haben noch einen langen Weg vor uns."

Mit dem Kabinettsvotum ist das erste Bündel an Maßnahmen beschlossene Sache, Bundestag oder Bundesrat müssen nicht zustimmen. Erste Vorgaben sollen zum 1. September in Kraft treten und den Energieverbrauch kurzfristig im nächsten halben Jahr, also bis Ende Februar, drücken.

Die Verordnungen sollen laut Ministerium eine weitere Säule bilden neben der Befüllung der Gasspeicher und der Senkung des Erdgasverbrauchs in der Stromerzeugung.

Ex-Verkehrsminister Scheuer zieht sich aus Bundespolitik zurück
Innenpolitik Ex-Verkehrsminister Scheuer zieht sich aus Bundespolitik zurück

Das Ziel: Eine Gasnotfall-Situation in diesem und im nächsten Winter soll vermieden werden. Mit den Maßnahmen der Verordnungen könnten in den kommenden beiden Jahren Energiekosteneinsparungen bei privaten Haushalten, Unternehmen und der öffentlichen Hand in Höhe von 10,8 Milliarden Euro bewirkt werden.

Öffentliche Gebäude müssen kälter werden

So schön beleuchtet dürfte das Brandenburger Tor in den kommenden Monaten fast nie mehr sein.
So schön beleuchtet dürfte das Brandenburger Tor in den kommenden Monaten fast nie mehr sein.  © Christophe Gateau/dpa

Für öffentliche Gebäude soll Folgendes gelten:

  • Durchgangsbereiche wie Flure, Foyers oder Technikräume werden nicht mehr geheizt - außer, es gibt dafür sicherheitstechnische Gründe.
  • Öffentliche Gebäude werden nur noch bis höchstens 19 Grad geheizt. Bisher lag die empfohlene Mindesttemperatur laut Ministerium bei 20 Grad. Für Kliniken, Pflegeeinrichtungen oder andere soziale Einrichtungen gilt die neue Regelung nicht.
  • Boiler und Durchlauferhitzer dürfen nicht mehr für die Warmwasserbereitung am Waschbecken genutzt werden - es sei denn, das ist aus hygienischen Gründen vorgeschrieben.
  • Die Beleuchtung von Gebäuden und Denkmälern aus rein ästhetischen oder repräsentativen Gründen wird ausgeschaltet. Ausgenommen sind kurzzeitige Beleuchtungen bei Kulturveranstaltungen und Volksfesten.

Für Arbeitsstätten in der privaten Wirtschaft ist vorgesehen:

Experte erklärt: Deshalb funktioniert Extremismus in sozialen Netzwerken
Innenpolitik Experte erklärt: Deshalb funktioniert Extremismus in sozialen Netzwerken
  • Die Verordnung schreibt nicht vor, dass zum Beispiel in Büros die Raumtemperaturen verringert werden müssen - es werde aber ermöglicht, dass Arbeitgeber auch im gewerblichen Bereich rechtssicher weniger heizen dürfen und Gelegenheit haben, dem Beispiel der öffentlichen Hand zu folgen. Dies sei Grundlage für Selbstverpflichtungen von Betrieben und betrieblichen Vereinbarungen zur Energieeinsparung.

Private Pools, die mit Strom oder Gas betrieben werden, müssen aus bleiben

Auf Gasbezieher kommt einiges zu.
Auf Gasbezieher kommt einiges zu.  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Für den privaten Bereich beziehungsweise Gewerbe soll gelten:

  • Klauseln in Mietverträgen, die eine bestimmte Mindesttemperatur vorsehen, werden vorübergehend ausgesetzt.
  • Private Pools, ob drinnen oder draußen, dürfen nicht mehr mit Gas und Strom geheizt werden.
  • Gasversorger und Besitzer größerer Wohngebäude müssen ihre Kunden beziehungsweise Mieter frühzeitig informieren - über den erwarteten Energieverbrauch, dessen Kosten und Einsparmöglichkeiten. Das soll spätestens zum Beginn der Heizsaison passieren.
  • Beleuchtete Werbeanlagen werden von 22 Uhr abends bis 16 Uhr am Folgetag ausgeschaltet - wenn dies nicht zur Verkehrssicherheit nötig ist wie etwa an Bahnunterführungen.

Ein zweites Maßnahmenbündel zielt auf Einsparungen für die kommenden beiden Jahre ab und soll am 1. Oktober in Kraft treten. Es kommt also mit Sicherheit noch mehr auf die Bürger zu.

Titelfoto: Bildmontage: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/Michael Kappeler/dpa

Mehr zum Thema Innenpolitik: