Fortsetzung des 9-Euro-Tickets: Geht es so bizarr und teuer weiter?

Berlin - Das 9-Euro-Ticket ist ein voller Erfolg für die Verkehrsverbände und darin organisierten Unternehmen. Deshalb wird über eine Fortsetzung debattiert. Doch ein konkreter Vorschlag dürfte jetzt vor allem für Verwirrung sorgen.

Dank des 9-Euro-Tickets werden Regionalbahnen oft wieder voller.
Dank des 9-Euro-Tickets werden Regionalbahnen oft wieder voller.  © dpa/Monika Skolimowska

Vielerorts gibt es seit Anfang Juni nicht nur vollere Straßenbahnen und Busse in den Städten, sondern auch stärker genutzte Regionalbahnen im ländlichen Raum. Reisende fuhren mit dem 9-Euro-Ticket in den Urlaub, beispielsweise Sylt stand hoch im Kurs, oder zur Arbeit. Das Auto wurde öfter mal stehengelassen.

Die im Verkehrsclub Deutschland (VCD) organisierten Verkehrsverbände feierten den Erfolg und tüftelten während des ersten der drei Aktions-Monate an einem neuen Konzept.

Doch dabei haben sie offenbar das wichtigste vergessen oder missachtet: Das Ticket wurde aufgrund seiner Einfachheit und des günstigen Preises so gut angenommen. Das neu entwickelte Modell ist hingegen teuer, unübersichtlich und deshalb nicht praktikabel.

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Denn Deutschland wurde in acht Zonen aufgeteilt, die allesamt so markante Namen wie "Nord-Ost-PlusTicket", "Mitte-West-PlusTicket" oder "Mitteldeutschland-PlusTicket" haben.

Kosten soll so ein "PlusTicket" letztlich nicht mehr 9 Euro, sondern 75 Euro! Eine zusätzliche Zone kostet laut VCD-Entwurf 30 Euro. Wer in ganz Deutschland, also den kompletten acht Zonen, mobil sein möchte, zahlt für einen Monat gleich mal 135 Euro.

9-Euro-Nachfolger: Die neuen Gebiete in der Übersicht

So stellt sich der VCD die Zonen für den 9-Euro-Ticket-Nachfolger vor.
So stellt sich der VCD die Zonen für den 9-Euro-Ticket-Nachfolger vor.  © PR/VCD

Anstatt 135-Euro-Ticket: Diese Angebote lohnen sich für Selten-Fahrer

Für den Sommer-Urlaub greifen viele Reisende auf das 9-Euro-Ticket zurück. Doch sind die Deutschen bereit, dauerhaft 135 Euro zu zahlen, um flexibel durch das ganze Land zu fahren?
Für den Sommer-Urlaub greifen viele Reisende auf das 9-Euro-Ticket zurück. Doch sind die Deutschen bereit, dauerhaft 135 Euro zu zahlen, um flexibel durch das ganze Land zu fahren?  © dpa/Stefan Sauer

Die Idee für solch eine Aufteilung kommt nicht von ungefähr: Der Dachverband orientiert sich dabei an den Grenzen der Ländertickets der Deutschen Bahn, mit denen sich ebenfalls Nahverkehrszüge nutzen lassen. Stellenweise wurden in dem neuen Konzept Übergangsgebiete geschaffen, in denen dann Tickets aus beiden angrenzenden Regionen gelten sollen.

Doch wer nur selten aus seiner Stadt heraus fährt, dürfte mit dem Länderticket oder anderen Spar-Angeboten weiterhin besser kommen!

Denn die Ländertickets kosten je nach Region ab 22 Euro bis 28 Euro für eine Person. Nimmt man Mitfahrer auf seinem Ticket mit (zusätzlich plus 3 bis 8 Euro pro Person), ist man effektiv noch günstiger unterwegs.

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Mit dem Quer-durchs-Land-Ticket (ab 42 Euro + 7 Euro je Mitfahrer) können Nahverkehrszüge in ganz Deutschland genutzt werden. Mit dem Regio120-Ticket kann man zudem kürzere Strecken für nur 17 Euro fahren.

Dass Pendler dauerhaft auf ein teureres Ticket umsteigen, mit dem sie mehrere Bundesländer ansteuern können, erscheint unwahrscheinlich. Letztlich spielt jetzt der Aktionsgedanke und Sommer mit hinein, dass sich das 9-Euro-Ticket so gut verkauft.

Sinnvoller für (Gelegenheits-)Pendler dürfte es sein, sich eine Standard-Monatskarte für ihre Region zu kaufen und dann je nach Ausflug Einzeltickets zu nutzen. Ein 135-Euro-Ticket dürfte den Effekt des 9-Euro-Tickets hingegen verpuffen lassen.

Titelfoto: dpa/Monika Skolimowska

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