Wasserstoff killt den Diesel: Weltweit einzigartiges Bahnnetz in Betrieb
Bremervörde - Weg mit dem Verbrennungsmotor, Vorhang auf für den Wasserstoffantrieb auf der Schiene: Das erste Netz mit Wasserstoffzügen für Passagiere hat in Niedersachsen den Betrieb aufgenommen – nach Einschätzung der Landesnahverkehrsgesellschaft ist es das weltweit erste.
Das habe man überprüft, sagte die Sprecherin der Geschäftsführung der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen, Carmen Schwabl, am Mittwoch zur Inbetriebnahme in Bremervörde. Das Land schreibe damit "Eisenbahn-Geschichte". Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (63, SPD) sagte, das Projekt habe "weltweit Vorbildcharakter".
Zunächst 5, bis zum Jahresende schließlich 14 wasserstoffbetriebene Regionalzüge sollen den Angaben nach stündlich auf der 126 Kilometer langen Strecke zwischen Cuxhaven, Bremerhaven, Bremervörde und Buxtehude fahren – und 15 Diesel-Züge ersetzen.
Betreiber sind die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (EVB), weitere Partner sind der Zughersteller Alstom und der Industriegase-Spezialist Linde.
Von September 2018 bis Februar 2020 waren zwei Wasserstoff-Prototypen im Testbetrieb mit Passagieren auf der Strecke im Einsatz. Das sei ein "markanter Meilenstein" gewesen, sagte Schwabl.
So weit reicht eine Wasserstoff-Tankfüllung
Die im Betrieb emissionsfreien Alstom-Züge vom Typ Coradia iLint hätten eine offizielle Reichweite von 1000 bis 1200 Kilometern mit einer Tankfüllung - im Testbetrieb seien es 600 bis 800 Kilometer gewesen. Der Coradia iLint ist nach Angaben von Alstom der erste mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle angetriebene Personenzug.
In einer Brennstoffzelle wird aus Wasserstoff und Sauerstoff Strom erzeugt, der Zug fährt also elektrisch. Auf der Strecke können damit den Angaben zufolge 4400 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden.
Ministerpräsident Weil sprach bei der Inbetriebnahme von einem "Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität im Verkehrssektor".
Das Projekt hat ein finanzielles Volumen von über 93 Millionen Euro, mehr als 85 Millionen Euro davon stammen vom Land, 8,4 Millionen Euro vom Bund, wie Landesverkehrsminister Bernd Althusmann (55, CDU) sagte.
Titelfoto: Sina Schuldt/dpa