Kampf um das 9-Euro-Ticket: Bundesweiter Protest-Tag

Kassel - Das deutschlandweite 9-Euro-Ticket im ÖPNV und im Regionalverkehr der Deutschen Bahn ist bald Geschichte, Ende des Monats läuft die Maßnahme der Regierung zur finanziellen Entlastung der Bevölkerung aus. Ein zivilgesellschaftliches Bündnis möchte das nicht hinnehmen: Die Initiative "9-Euro-Ticket Weiterfahren!" ruft zu einem bundesweiten Protest-Tag auf.

Das 9-Euro-Ticket hatte die Bundesregierung eingeführt, um die Bürger angesichts der massiven Teuerungen bei Benzin und anderen Gütern des täglichen Bedarfs finanziell zu entlasten. Ende August läuft die Maßnahme aus.
Das 9-Euro-Ticket hatte die Bundesregierung eingeführt, um die Bürger angesichts der massiven Teuerungen bei Benzin und anderen Gütern des täglichen Bedarfs finanziell zu entlasten. Ende August läuft die Maßnahme aus.  © Arne Dedert/dpa
Die Forderungen des Bündnisses sind klar formuliert:
  • Das 9-Euro-Ticket solle dauerhaft für den öffentlichen Nahverkehr im ganzen Land beibehalten werden.
  • Die Regierung solle massiv in den Ausbau des ÖPNV investieren und "mehr Personal zu guten Bedingungen" einstellen.
  • Zur Finanzierung sollten Haushaltsmittel umgeschichtet werden: "Mobilität für alle finanzieren statt Autoverkehr fördern", heißt es auf der Website der Initiative.

Als Begründung der Forderungen verweist das Bündnis auf die äußerst hohe Zustimmung, welche die Entlastungsmaßnahme in der Bevölkerung erhalten habe. Tatsächlich zeigte auch eine Umfrage kürzlich, dass eine Mehrheit der Deutschen für ein vergleichbar günstiges Nachfolgemodell des 9-Euro-Tickets ist.

Die Initiative "9-Euro-Ticket Weiterfahren!" verweist außerdem darauf, dass die Entlastungsmaßnahme die Mobilitätskosten für enorm viele Menschen drastisch reduziert und damit vielen Menschen Fahrten ermöglicht habe, die sie sich ansonsten nicht hätten leisten können.

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Dem Gegenargument, dass insbesondere Menschen auf dem Land von der Maßnahme nicht profitiert hätten, weil es dort keinen gut ausgebauten ÖPNV gibt, begegnet die Initiative mit der Forderung nach einem konsequenten Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs – eben auch in den ländlichen Regionen.

Der geplante bundesweite Aktionstag, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, soll am 27. August stattfinden. Wer mit einer eigenen Protest-Aktion dazu beitragen möchte, kann sich über die E-Mail-Adresse "kontakt@9-euro-weiterfahren.de" mit der Initiative in Verbindung setzen.

Zudem wird an einer Online-Übersichtskarte gearbeitet, in welcher die einzelnen Aktionen eingetragen werden sollen.

Wie reagieren die Protestierenden auf den "Gratismentalität"-Vorwurf von Christian Lindner?

Bundesfinanzminister Christian Lindner (43, FDP) hat sich klar gegen eine Weiterführung des 9-Euro-Tickets ausgesprochen.
Bundesfinanzminister Christian Lindner (43, FDP) hat sich klar gegen eine Weiterführung des 9-Euro-Tickets ausgesprochen.  © Michael Kappeler/dpa-pool/dpa

Zu den Unterstützerinnen und Unterstützern der Initiative "9-Euro-Ticket Weiterfahren!" zählen unter anderem die bekannte Politik-Aktivistin Carola Rackete (34), der Podcaster und Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt (36), Sahra-Lee Heinrich (21) und Timon Dzienus (26), Vorstandssprecherin und Vorstandssprecher der Grünen Jugend, Jan Schiffer (21), Bundessprecher der Linksjugend Solid, sowie der Soziologe und sogenannte Armutsforscher Christoph Butterwegge (71).

Mit dem Protest richtet sich das Bündnis insbesondere gegen Bundesfinanzminister Christian Lindner (43, FDP), der sich klar gegen eine Weiterführung des 9-Euro-Tickets ausgesprochen hat.

Dabei hatte der FDP-Bundesvorsitzende die Befürworter einer Weiterführung der Entlastungsmaßnahme indirekt als Schnorrer bezeichnet, er unterstellte ihnen eine "Gratismentalität" – es dürfte interessant sein, was ihm die Demonstranten am 27. August hierauf erwidern.

Titelfoto: Arne Dedert/dpa

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