Auch Werft in Rostock setzt wohl auf Kriegsschiffe statt auf Kreuzfahrtriesen
Rostock - Wenige Tage nach dem Verkauf der Werft in Wismar an das Kieler Rüstungsunternehmen ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) rückt auch für den zweiten Standort der insolventen MV Werften eine – militärische Lösung – in greifbare Nähe.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (48, SPD) begrüßte am Dienstag in Berlin die Ankündigung des Bundesverteidigungsministeriums, bis Freitag für die Werft in Rostock-Warnemünde ein Übernahmeangebot vorzulegen, um dort ein Marinearsenal einzurichten.
"Das ist eine gute Nachricht für den Standort Rostock. Denn das Marinearsenal ist gut für die Marine und ist gut für die Werft in Rostock", sagte Schwesig nach einer auswärtigen Kabinettssitzung in Berlin, an der auch Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) teilgenommen hatte.
Scholz äußerte die Erwartung, dass zu der Werftenübernahme rasch eine Entscheidung getroffen werde. Schwesig zeigte sich zuversichtlich, dass der Bund mit seinem Angebot auf Interesse stoßen wird: "Ich denke, eine Bewerbung der Bundeswehr für ein Marinearsenal bringt so viele Vorteile, dass der Insolvenzverwalter eine gute Entscheidung treffen kann", sagte die Schweriner Regierungschefin.
Das Bundesverteidigungsministerium will den Angaben zufolge in Rostock eine Außenstelle des Marinearsenals Wilhelmshaven betreiben, mit dem Ziel, die Schiffe der Marine komplett selbst reparieren und instand halten zu können.
Alle MV-Werften-Standorte mit Perspektive nach Insolvenz

Die noch nicht abgeschlossenen Planungen sehen dem Vernehmen nach vor, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) die Infrastruktur der Werft übernehmen könnte. In welcher Form die Werftarbeiter in den öffentlichen Dienst wechseln können, ist Gegenstand von Beratungen. Genannt wird eine Zahl von etwa 400 bis 500 Beschäftigten.
Nach den eher trüben Aussichten für die Werften zu Beginn des Jahres gebe es für Wismar und Rostock nun klare Perspektiven und in Stralsund wolle die Stadt das Werftgelände entwickeln, sagte Schwesig.
Für Wismar gebe es nicht nur Pläne für den Bau von Marineschiffen. "TKMS bewirbt sich auch für den Bau von Plattformen zur Munitionsbergung in der Ostsee", sagte sie. Auf dem Grund von Nord- und Ostsee würden noch etwa 1,6 Millionen Tonnen alter Munition lagern, die nun geborgen werden sollten.
Für die MV Werften mit ihren einst 3000 Schiffbauern war nach einer langen Hängepartie zu Jahresbeginn Insolvenz angemeldet worden.
Dem Werfteigner Genting Hongkong, der vor allem auf den Gebieten Tourismus und Glücksspiel tätig ist und auf den MV Werften Kreuzfahrtschiffe für den eigenen Bedarf produzieren ließ, war infolge der Corona-Pandemie das Geld ausgegangen. Auch Rettungspakete von Bund und Land konnten die Werftenpleite nicht verhindern.
Titelfoto: Montage: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa, Sina Schuldt/dpa