AfD mit massiven Stimmverlusten - Parteitag soll über neuen Kurs entscheiden
Berlin/Riesa - Die AfD hat bei vielen Wahlen zuletzt eingebüßt und streitet nun über den Kurs und das künftige Spitzenpersonal. Beim Freitag beginnenden Parteitag fallen Entscheidungen. Der Mitgründer und Ehrenvorsitzende der AfD, Alexander Gauland (81), sieht trotz der Stimmenverluste indes keinen Grund für Alarmstimmung.

"Man muss nicht dauernd, wenn man in Wahlen mal eine Zeit lang nicht so erfolgreich ist, Untergangsszenarien aufrufen. Ich glaube, dass die AfD weiterhin eine wichtige Rolle in der Politik spielen wird und sollte und dass sich dieser Schwächetrend auch wieder umkehrt", sagte der 81-Jährige.
Gauland verneinte eine Ost-West-Spaltung in der AfD. Er rechnet auch nicht damit, dass es beim anstehenden Parteitag zu einer Richtungsentscheidung kommt. Dies sehe er nicht. "Die Partei ist eine klare Oppositionspartei. Das sollte sie auch bleiben."
Etwa 600 AfD-Delegierte treffen sich von Freitag bis Sonntag im sächsischen Riesa, um eine neue Parteispitze zu wählen. Seit dem Weggang des früheren Co-Chefs Jörg Meuthen (60) führt der Sachse Tino Chrupalla (47) die AfD alleine. Er will wieder antreten für das Amt des Bundessprechers, wie bei der AfD die Vorsitzenden heißen.
Gegen ihn als erster Sprecher der Partei tritt der Bundestagsabgeordnete Norbert Kleinwächter (36) aus Brandenburg an. Der AfD-Europaabgeordnete Nicolaus Fest (59) kandidiert als zweiter Vorsitzender (Co-Sprecher). Andere haben offiziell bisher keine Absichten bekundet.
AfD: Neustart mit "liberal-konservativem" Profil?

Chrupalla-Herausforderer Kleinwächter zählt zu jenem Parteiflügel, der sich selbst als gemäßigt bezeichnet. Er fordert einen "Neuanfang" sowohl inhaltlich als auch in "Stil", "Auftreten" und "Kommunikation" und pocht auf ein "liberal-konservatives" Profil.
Nach den Wahlverlusten für die Partei zuletzt in Nordrhein-Westfalen und in Schleswig-Holstein war eine offene Führungsdiskussion ausgebrochen. Die "Gemäßigten" werfen Parteichef Chrupalla vor, im Westen nicht punkten zu können. Sie kritisieren einen zu russlandfreundlichen Kurs, bringen Parteiaustritte mit ihm in Verbindung und fordern mehr "Abgrenzung nach rechtsaußen".
Bundesvorstandsmitglied Joana Cotar (49), die zu Chrupallas schärfsten Kritikern zählt, hatte moniert, die AfD werde als "fünfte Kolonne Putins" wahrgenommen. Man müsse "weg von der Wutbürgerpartei". Der Kritik hatte sich auch der ehemalige Bundeswehroffzier und Ex-NRW-AfD-Chef Rüdiger Lucassen (70) angeschlossen: "Wenn unsere Partei jetzt nicht eine deutliche Kurskorrektur bei Image und Führung einleitet, steuern wir in die politische Bedeutungslosigkeit."
Chrupalla sagte der Wochenzeitung "Junge Freiheit" vor dem Parteitag, er vertrete keine spezielle Strömung. "Ich stehe für die gesamte Partei." Er warnt aber immer wieder davor, sich zu sehr anzupassen. "Dann kann man auch das Original wählen - dann wählt man die CDU."
Titelfoto: dpa/Moritz Frankenberg