AfD segelt weiter nach rechts - Höcke will neue Parteispitze beraten

Riesa - Mit Tino Chrupalla (47) und Alice Weidel (43) stehen jetzt zwei Politiker an der Spitze der AfD, die als ideologisch flexibel gelten. Dennoch ist klar, dass auf dem Bundesparteitag in Riesa ein Duo gewählt wurde, das den Segen der Rechtsaußen-Strömung um den Thüringer Landeschef Björn Höcke (50) hat - auch wenn Höcke und die beiden Vorsitzenden politisch keineswegs immer einer Meinung sind.

Zwei AfD-Männer unter sich: Tino Chrupalla (47, l.) und Björn Höcke (50).
Zwei AfD-Männer unter sich: Tino Chrupalla (47, l.) und Björn Höcke (50).  © dpa/Sebastian Kahnert

Die Ausgangslage: Aus dem Lager derjenigen, die das Bundesamt für Verfassungsschutz für Rechtsextremisten hält, bewirbt sich niemand um den Parteivorsitz. Die sogenannten gemäßigten Kräfte in der AfD schicken ihrerseits zwei Gegenkandidaten ins Rennen.

Es soll ein Kurswechsel in ihrem Sinne werden - weg von "sozial-patriotischen" Ideen, zurück zum "freiheitlich-konservativen" Kurs der Anfangsjahre. Doch die Kandidaten der "Gemäßigten" bleiben am Ende relativ erfolglos.

Bei seiner ersten Wahl zum Vorsitzenden Ende 2019 hat Chrupalla in einer Stichwahl 54,5 Prozent der Stimmen geholt.

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Diesmal kann er 53,4 Prozent der Delegierten überzeugen. Das relativ schwache Resultat mag auch damit zusammenhängen, dass die Ergebnisse der Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen für die AfD enttäuschend waren.

Stephan Brandner (56), der in Riesa als Partei-Vize im Amt bestätigt wird, sucht die Verantwortung für die Verluste bei den jüngsten Wahlen bei dem im Januar aus der AfD ausgeschiedenen langjährigen Vorsitzenden Jörg Meuthen (60). Er sagt, schlecht sei es erst gelaufen, als Meuthen Anfang 2020 begonnen habe "durchzudrehen".

Der Gescholtene beobachtet das Treiben in Riesa aus der Ferne. Er sagt: "Die Partei ist, wie es nicht anders zu erwarten war, auf dem Parteitag in Riesa mit der von Höcke choreographierten Neuwahl des Bundesvorstands wie des Bundesschiedsgerichts endgültig ganz rechtsaußen angekommen."

Höcke bald als AfD-Bundeschef?

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Plant Björn Höcke bereits den Sprung in die Bundespolitik?  © dpa/Sebastian Kahnert

Wer sich in der Sachsenarena zu Wort meldet, aber selbst nicht kandidieren will, spricht in der Regel an einem von zwei im Saal platzierten Mikrofonen. Gleichzeitig steht es jedem, der den Drang dazu verspürt, frei, dies am Rednerpult auf dem Podium zu tun. Vor allem Höcke verspürt diesen Drang. "Guten Morgen Riesa", ruft er am Samstag und am Sonntag in den Saal und genießt sichtlich den Applaus, der ihm entgegenschlägt.

Auf die Frage, ob er manchmal darüber nachdenke, für die Parteispitze zu kandidieren, sagt Höcke am Rande der Veranstaltung: "Vielleicht ist es in ein paar Jahren soweit. Bis dahin bin ich in Thüringen gut aufgehoben."

Dass er auch ohne Spitzenamt Einfluss ausüben kann, drückt er so aus: "Im Bund möchte ich ganz gerne, wie ich das bisher auch gemacht habe, aus der zweiten Reihe beratend tätig sein."

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Am letzten Tag der Versammlung in Riesa zeigt sich, wie groß der Einfluss von Höcke inzwischen ist. Der Thüringer Landeschef und das zu seinen Unterstützern zählende neu gewählte Bundesvorstandsmitglied Christina Baum (66) fordern die Delegierten auf, sich einfach nicht mehr um den Verfassungsschutz und seine Einschätzungen zu scheren. Dafür erhalten sie großen Zuspruch.

Langfristig wäre selbst ein alleiniger Parteichef Höcke nicht ausgeschlossen. Der Parteitag beschließt nämlich - auch auf sein Betreiben hin - dass die AfD künftig auch von einer Einzelspitze geführt werden kann.

Titelfoto: dpa/Sebastian Kahnert

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