"Toxische Mischung" und "sicherer Hafen" Stimmen nach Henning-Wellsow-Wahl
Erfurt - Susanne Henning-Wellsow (43) und Janine Wissler (39) sind die neuen Bundesvorsitzenden der Linken. Die Wahl sorgt für kritische Stimmen aus anderen Fraktionen.

Die Thüringer CDU hat das neue Führungsduo der Linke als "toxische Mischung" bezeichnet. Dieser dürfe man es nicht gestatten, ins Herz der Gesellschaft vorzudringen, erklärte Generalsekretär Christian Herrgott (36).
Zuvor war die bisherige thüringische Landes- und Landtagsfraktionschefin Susanne Hennig-Wellsow und die hessische Fraktionsvorsitzende Janine Wissler zu den neuen Parteivorsitzenden der Linken gewählt worden.
Mit ihnen habe die Partei eine radikale Doppelspitze gewählt, so Herrgott. "Das Duo mag über den Weg uneins sein, über das Ziel nicht, und das heißt Systemwechsel hin zu einem neuen Sozialismus."
Die 43-Jährige Hennig-Wellsow, in Thüringen eine der Architektinnen des rot-rot-grünen Regierungsbündnisses, war am Samstag auf einem Online-Parteitag mit 379 von 536 abgegebenen Stimmen an die Parteispitze gewählt worden.
Wissler erhielt 448 von 532 abgegebenen Stimmen. "Die Morgenröte der neuen Zeit soll mit Eingriffen in die Wirtschaft und das Eigentum, Steuererhöhungen, Enteignungen und der Aufnahme von mehr Flüchtlingen einhergehen", betonte der CDU-Politiker.
Kemmerich: Henning-Wellsow sucht "sicheren Hafen"

Die Thüringer CDU hatte kürzlich eine neue Stabilitätsvereinbarung mit der rot-rot-grünen Koalition bis zu einer vorgezogenen Landtagswahl im September geschlossen.
Sie soll dafür sorgen, dass es in den kommenden Monaten nicht zu politischem Stillstand kommt. Rot-Rot-Grün fehlen vier Stimmen für eine eigene Mehrheit im Landtag.
FDP-Landtagsfraktionschef Thomas Kemmerich (56) erklärte am Samstag, Hennig-Wellsow verlasse ein sinkendes Schiff. Die Zustimmung für die Thüringer Minderheitsregierung nehme ab, Rot-Rot-Grün sei untereinander zerstritten.
"In dieser Situation sucht die Fraktionsvorsitzende der Linken rechtzeitig vor der für Herbst geplanten Landtagswahl einen sicheren Hafen", so Kemmerich, der mit seiner Wahl zum Kurzzeit-Ministerpräsident maßgeblich mit Stimmen der AfD vor gut einem Jahr bundesweit Empörung und eine wochenlange Regierungskrise ausgelöst hatte.
Im Anschluss an seine Wahl warf ihm Wellsow einen Blumenstrauß vor die Füße.
Titelfoto: Bernd von Jutrczenka/dpa