Liberale Energiewende: FDP will Fracking-Verbot kippen

Berlin - Die FDP spricht sich offen für eine Rücknahme des weitgehenden Verbots von Fracking zur Förderung deutscher Gasreserven aus.

Bis zum Verbot des Frackings gab es bundesweit Proteste gegen mögliche Vorhaben. (Archivbild)
Bis zum Verbot des Frackings gab es bundesweit Proteste gegen mögliche Vorhaben. (Archivbild)  © Holger Hollemann/dpa

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und der Abhängigkeit von russischen Gasimporten unterstütze seine Partei "die deutliche Ausweitung der heimischen Erdgasförderung", sagte der energiepolitische Sprecher der Liberalen im Bundestag, Michael Kruse (38), der Welt am Sonntag.

"Das Fracking-Verbotsgesetz von 2017 haben wir aus dieser geradlinigen Position heraus inhaltlich stets abgelehnt."

"Wie wissenschaftliche Studien zeigen, verursacht Fracking unter modernen Sicherheitsstandards keine relevanten Umweltschäden", sagte der parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Torsten Herbst (48), der Zeitung. Wer Fracking-Gas aus den USA importiere, könne nicht gegen eine sichere Fracking-Förderung in Deutschland sein.

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Beim Fracking wird in anderen Erdschichten enthaltenes Erdgas mit Chemikalien und Druck extrahiert.

Seit 2017 ist in Deutschland die Ausbeutung von Gasvorkommen in Schiefer- und Kohleflözschichten verboten, weil dies als Gefährdung unter anderem für das Grundwasser gilt. Auch vor Erdbeben wegen Frackings wird immer wieder gewarnt.

Wie realistisch ist eine Umsetzung der FDP-Idee?

Michael Kruse (38, FDP) sieht Fracking als mittelfristige Option für die Gasversorgung in Deutschland. (Archivbild)
Michael Kruse (38, FDP) sieht Fracking als mittelfristige Option für die Gasversorgung in Deutschland. (Archivbild)  © Georg Wendt/dpa

Insbesondere in den USA wird die Methode seit einigen Jahren hingegen intensiv eingesetzt, was zu einem massiven Anstieg der dortigen Gasförderung geführt hat. Besonders im Zuge des Ukraine-Kriegs wollen viele europäische Länder nun Gas aus den USA in Form von verschifftem Flüssiggas anstelle von russischem Gas aus der Pipeline importieren. Auch in den USA wird das Fracking wegen der Umweltrisiken allerdings zunehmend kontrovers diskutiert.

Der Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler (BDG) sprach sich nun laut Welt am Sonntag dennoch dafür aus, Fracking in Deutschland "in Betracht zu ziehen". Deutschland könne so mittelfristig gar unabhängig von Erdgasimporten werden.

Politisch steht die FDP mit ihrer Position allerdings bislang weitgehend alleine dar. Die Koalitionspartner SPD und Grüne lehnen eine Lockerung der Vorschriften für Fracking strikt ab.

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Auch die Union, die das weitgehende Verbot 2017 mit der SPD eingeführt hatte, stellt dieses bislang nicht infrage.

Titelfoto: Holger Hollemann/dpa

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