Merz-Coup in Kiew: Treffen mit Ukraine-Präsident Selenskyj
Kiew - Viel war gemunkelt worden, die wenigsten hatten es dem CDU-Chef zugetraut... Auf seiner Reise nach Kiew hat sich Friedrich Merz (66) am heutigen Dienstag überraschend auch mit Wolodymyr Selenskyj (44) getroffen. Im Amtssitz des Ukraine-Präsidenten redeten beide Politiker nach Angaben eines Sprechers etwa eine Stunde miteinander.

Während sich das halbe Polit-Deutschland mit dem ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk (46) darüber streitet, ob und unter welchen Bedingungen Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) nach Kiew reisen sollte, war Oppositionsführer Friedrich Merz bereits da - und sprach mit Selenskyj.
Mit einem Tag Verspätung kam der 66-Jährige am Dienstag in der Ukraine an, nachdem er zuvor mit dem Schlafzug in die Hauptstadt des vom Krieg gebeutelten Landes gefahren war.
"Alles sicher, alles gut und die ukrainischen Behörden sind äußerst kooperativ. Sehr angenehme Menschen. Es ist schön, in diesem Land zu sein", ließ er noch aus dem Zug per Videobotschaft verlauten.
Weniger schön war dann der erste Termin von Merz. Von Kiew aus ging es in den Vorort Irpin. Hier hat der russische Angriffskrieg bleibende Spuren hinterlassen, wurde von ähnlichen Gräueltaten wie aus Butscha, das weltweit traurige Bekanntschaft erlangt hat, berichtet.

Zur Presse sagte Merz, er habe sich zeigen lassen, "was hier passiert ist, welche Opfer hier zu beklagen sind, aber auch welche großartige Leistung der ukrainischen Armee und gerade dieser Einheit hier vollbracht worden ist". "Ich kann nur sagen: jeden Respekt, große Anerkennung."
Weiter betonte er: "Ich denke, wir sind in Deutschland auch weiter verpflichtet, diesem Land weiter zu helfen und gerade einer solchen Stadt wie Irpin auch beim Wiederaufbau zu helfen."
"Atmosphärisch gutes Gespräch"

Nach dem Irpin-Besuch dann der Gesprächsmarathon. Auf der langen Liste von Merz standen etwa Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk (46) oder Regierungschef Denys Schmyhal (46).
Dass es auch zu einem Treffen mit Wolodymyr Selenskyj kommen würde, hatten aber wohl die Wenigsten vermutet. Doch der Ukraine-Präsident nahm sich Zeit für den CDU-Chef, eine knappe Stunde lang.
"Das Gespräch war atmosphärisch und inhaltlich außergewöhnlich gut", so ein Merz-Sprecher auf Twitter. Über die Inhalte werde Merz aber zunächst Olaf Scholz (63, SPD) informieren.
Übrigens: Auch Ukraine-Botschafter Andrij Melnyk (46) äußerte sich etwa zeitgleich zum Merz-Besuch: "Worauf sich die Ukraine viel mehr als auf alle symbolischen Besuche freuen würde, ist, dass die Ampel-Regierung den Antrag des Bundestages über die Lieferung von schweren Waffen zügig umsetzen wird und die bisherigen Zusagen erfüllt."
Titelfoto: Niels Starnick für BILD/-/dpa