Wegen Nähe zu Putin: Altkanzler Gerhard Schröder verliert Büromitarbeiter
Berlin - Seit Jahren gilt Gerhard Schröder (77, SPD) als enger Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin (69). Auch nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine wollte sich der Altkanzler nicht vom Kreml-Chef distanzieren. Jetzt muss er mit den Konsequenzen leben: Insgesamt vier Mitarbeiter haben ihm gekündigt.

Sein langjähriger Büroleiter Albrecht Funk und drei weitere Angestellte haben den Gas-Lobbyisten auf eigenen Wunsch hin verlassen, wie The Pioneer am Dienstagmorgen berichtete.
Der 77-jährige Ex-Bundeskanzler verpasste es, sich nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine deutlich von Putin zu distanzieren. Auf der Karriereplattform LinkedIn schrieb er, dass viele Fehler auf beiden Seiten gemacht worden seien und betonte auch die russischen Sicherheitsinteressen.
"Viel ist in den vergangenen Jahren über Fehler und Versäumnisse im Verhältnis zwischen dem Westen und Russland gesprochen worden", erklärte Schröder.
Immerhin verurteilte er in der Folge den Einsatz militärischer Mittel und forderte ein Ende des Krieges: "Das ist die Verantwortung der russischen Regierung", schrieb der SPD-Politiker.
Für seine Mitarbeiter war diese lasche Positionierung offenbar nicht vertretbar. Büroleiter Funk wird dem Kanzleramt allerdings erhalten bleiben, er besitzt laut dem Bericht ein Rückkehrrecht.
Gerhard Schröder arbeitet als Lobbyist für mehrere russische Konzerne

Nach dem Ende seiner Amtszeit als siebter Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland (1998 bis 2005) bekleidete Schröder zahlreiche Posten bei russischen Unternehmen.
Er ist der Aufsichtsratsboss beim Energiekonzern Rosneft, an dem die russische Regierung eine Aktienmehrheit hält. Außerdem hat er Chefposten bei Nord Stream und Nord Stream 2 inne und soll Aufsichtsrat bei Gazprom werden.
In der Vergangenheit beteuerte der Altkanzler, dass Putin ein "lupenreiner Demokrat" sei, dem eine "angebliche russische Bedrohung" unterstellt werde.
Ob Schröder nun neue Mitarbeiter bekommt, entscheidet Kanzler Olaf Scholz (63, SPD). Im Zuge des Ukraine-Krieges forderten Politiker anderer Parteien bereits den Ausschluss des früheren SPD-Vorsitzenden.
"Die stolze alte SPD sollte Gerhard Schröder rauswerfen", schlug der stellvertretende niedersächsische Landtagspräsident Frank Oesterhelweg (60, CDU) gegenüber der FAZ vor.
"Warum Schröder noch ein Büro und einen Fahrer aus Steuergeldern bekommt, erschließt sich mir nicht, denn er kann in keiner Weise mehr für Deutschland sprechen. Er ist eine Schande für das Amt, das er bekleidet hat", so der 60-Jährige.
Titelfoto: Alexei Druzhinin/POOL SPUTNIK KREMLIN/AP/dpa