Lauterbach-Entführung: Jetzt spricht ein Angehöriger über den "Vereinte Patrioten"-Chef

Falkensee - Sven Georg B. (54) soll zu den führenden Köpfen der Chatgruppe "Vereinte Patrioten" gehört haben. Die Gruppe wurde vergangene Woche von der Polizei zerschlagen, soll unter anderem Sprengstoffanschläge in Deutschland geplant haben. Doch wer ist Sven Georg B.?

Unter anderem auf ihn hatten sie es abgesehen: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) sollte nach dem Plan der "Vereinten Patrioten" entführt werden.
Unter anderem auf ihn hatten sie es abgesehen: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) sollte nach dem Plan der "Vereinten Patrioten" entführt werden.  © Axel Heimken/dpa

Sie sollen den Umsturz in Deutschland geplant haben, wollten angeblich mit Sprengstoffanschlägen bürgerkriegsähnliche Zustände hervorrufen und Persönlichkeiten wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) entführen. Mit einer groß angelegten Razzia in gleich mehreren Bundesländern ging die Polizei vergangene Woche gegen die mutmaßlich terroristische Chatgruppe "Vereinte Patrioten" vor, nahm dabei vier Männer fest.

Unter ihnen: Sven Georg B. (54) aus Falkensee in Brandenburg. Er soll die Gruppe zusammen mit einem 55-Jährigen geführt haben, hatte sich laut einem Bericht der "Bild" bereits eine Kalaschnikow besorgt.

Wer ist Sven Georg B. und was trieb ihn zu solch einem Vorhaben?

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Tatsächlich soll sein Weg in den Extremismus bereits vor Jahren begonnen haben. "Er war schon immer sehr staatskritisch, hat sich bei RT Deutsch informiert und hatte oftmals eine andere Meinung zu den Dingen, die so in der Welt vorgehen", erklärt ein Angehöriger (Name der Redaktion bekannt) gegenüber TAG24.

Sven Georg B. beschreibt er dennoch als sehr herzlichen Menschen. "Er war sehr bodenständig, intelligent und auch lustig. Man konnte sich gut mit ihm unterhalten."

"Komplett realitätsferne Perspektive"

Der Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer (geb. 1957), dessen Behörde federführend für die Ermittlungen gegen die "Vereinten Patrioten" zuständig ist, sprach am Donnerstag bei einer Pressekonferenz über den Schlag gegen die Chatgruppe.
Der Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer (geb. 1957), dessen Behörde federführend für die Ermittlungen gegen die "Vereinten Patrioten" zuständig ist, sprach am Donnerstag bei einer Pressekonferenz über den Schlag gegen die Chatgruppe.  © Sebastian Gollnow/dpa

Mit Beginn der Corona-Pandemie sollen B.'s radikale Ansichten jedoch eine neue Stufe erreicht haben. Das Impfen wurde für ihn zu einem Streitthema, den deutschen Staat habe er als Diktatur bezeichnet, gegen den man Widerstand leisten müsse.

Der Kontakt mit Sven Georg B. brach schließlich ab, zu unterschiedlich waren die Meinungen. Dass er jedoch zu derartigen Plänen imstande war, traf seinen Angehörigen wie ein Schock. "Das ist ja eine ganz andere Eskalationsstufe. Wir haben dann auch innerhalb der Familie darüber gesprochen, aber das hätte ja niemand von uns denken können, dass es so weit mal kommt."

Der Angehörige hofft, dass B. noch einmal auf den richtigen Pfad zurückfindet, ist sich jedoch bewusst, dass dies ein weiter Weg wird.

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"Wir reden hier also von einer komplett realitätsfernen Perspektive. Aus seiner Sichtweise war er ja nicht der Böse, sondern er hat das Richtige getan. Man müsste ihm erst einmal aufzeigen, dass dies vollkommen falsch, ja menschenverachtend ist. Erst wenn das gelingt, wird es da vielleicht zu einer Veränderung kommen."

Titelfoto: Axel Heimken/dpa

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