Offener Brief an Karl Lauterbach: "Kommen Sie aus dem Talkshow-Modus heraus!"

Köln – Ein Vorschlag von Karl Lauterbach (58, SPD) sorgt bei Kölns Karnevalisten für Empörung. In einem Offenen Brief appellieren sie an den Bundesgesundheitsminister.

Karl Lauterbach (58, SPD) eckt mit seinem Vorschlag, Karneval in den Sommer zu verlegen, an.
Karl Lauterbach (58, SPD) eckt mit seinem Vorschlag, Karneval in den Sommer zu verlegen, an.  © Kay Nietfeld/dpa

"Es ist schade, wie wenig Sie als Rheinländer über den Karneval wissen. Sonst würden Sie sich nicht öffentlich eine Verlegung der Karnevalsaktivitäten in den Sommer wünschen", schrieb Christoph Kuckelkorn (57), Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, in dem Brief an den im rheinischen Düren geborenen Lauterbach.

Der Karneval sei ein wichtiges und anerkanntes Kulturgut, betonte Kuckelkorn. "Und zwar zu Recht, denn unser Brauchtum besteht eben aus viel mehr als wilden Partys und zügellosem Alkoholkonsum. Der Karneval ist ein Fest im Jahreskreislauf wie Weihnachten oder Ostern."

Weiter schreibt der Karnevalist: "Niemand würde ernsthaft fordern, alle weihnachtlichen Feiern vom Weihnachtsmarkt über die Christmette bis zu den Treffen im Familienkreis auf den Sommer zu verlegen - selbst in Pandemiezeiten nicht."

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Lauterbach hatte den 57-Jährigen am Donnerstag im WDR wenig Hoffnung auf eine normale Session gemacht. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir den Karneval durchführen können. Und es ist auch kein guter Karneval", hatte Lauterbach erklärt.

Karl Lauterbach unter Beschuss: "Brauchen keine weiteren moralischen Appelle"

Christoph Kuckelkorn (57), Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, appelliert an Karl Lauterbach (58, SPD).
Christoph Kuckelkorn (57), Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, appelliert an Karl Lauterbach (58, SPD).  © Marius Becker/dpa

"Was ist das für ein Karneval, wo man versucht, fröhlich zu sein, wo es aber immer mit dem Risiko einhergeht, dass man sich selbst oder andere infiziert und dann möglicherweise mit einer schweren Krankheit rechnen muss", argumentierte der SPD-Politiker.

Er schlug vor, wegen der drohenden Omikron-Virus-Varianten-Welle die närrischen Aktivitäten in die warme Jahreszeit zu verlegen. "Mir wäre tatsächlich ein Sommer-Karneval lieber", so Lauterbach.

Der Gesundheitsminister solle heraus aus seinem "Talkshow-Modus" und die Anliegen des Karnevals ernst nehmen, so Kuckelkorn. "Was wir brauchen, sind keine weiteren moralischen Appelle, sondern eine klare Haltung und Unterstützung für die Vereine, Künstler, Saalbetreiber und andere Dienstleister, denen andernfalls durch freiwillige Absagen die Pleite droht."

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Kuckelkorn lud den Minister zu einem Gespräch ins Kölner Karnevalsmuseum ein. Dort solle man so schnell wie möglich über Perspektiven für ehrenamtliche Vereine, Künstler und andere Betroffene sprechen. "Denn im zweiten Jahr der Pandemie ist das Thema Karneval für viele Menschen sprichwörtlich zu einer ernsten Sache geworden."

Karl Lauterbach reagiert bei Twitter

Als Erwiderung auf die Kritik schrieb Lauterbach auf Twitter: "Auch mir ist der Karneval in Köln sehr wichtig. Besonders das Leben der Feiernden. Die Vereine müssen planen können. Wir erwarten eine so massive Omicron Welle, dass der Karneval unter den geplanten 2G Bedingungen wahrscheinlich nicht sicher genug ist."

Aktualisiert am 25. Dezember, 13.30 Uhr

Titelfoto: Montage: Marius Becker/dpa, Kay Nietfeld/dpa

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