Sachsen-MP Kretschmer ist endlich in Rom: Termin-Marathon quer durch die Stadt
Rom/Dresden - Tag zwei der Rom-Reise von Ministerpräsident Michael Kretschmer (47, CDU). Vielleicht der anstrengendste Tag, sicher der traurigste. Die Themen: Wirtschaft, Kultur, Städtepartnerschaften – und sexueller Missbrauch in der Kirche!

Das Reisechaos vom Vortag ist vergessen. Der Flug ab Dresden war am Mittwochabend kurzfristig ausgefallen. Die Staatskanzlei musste umbuchen. Kulturministerin Barbara Klepsch (56, CDU) blieb sogar in Frankfurt hängen und musste dort übernachten.
Als Begründung gab die Lufthansa ein in Tschechien ausgefallenes Radarsystem an. "Ich habe trotzdem gut geschlafen", sagte der MP, der erst nach Mitternacht in Rom eingetroffen war, dann am Donnerstagmorgen.
Gibt es eine Steigerung von "ernst"? Wenn ja, war der "ernsteste" Moment der Reise dieser: Am frühen Abend sprachen der Ministerpräsident und Bischof Heinrich Timmerevers mit Pater Hans Zollner SJ von der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen.
Grund: 52 (bekannte) Fälle sexuellen Missbrauchs im Bistum Dresden-Meißen seit 1945. Die Diözese dokumentiert die Fälle auf der Homepage und ist dabei, eine Expertenkommission einzusetzen. Kretschmer mahnte nach dem Gespräch: "Wer des Missbrauchs überführt ist, darf bei uns etwa kein Trainer mehr sein. Das muss genauso für die Kirche gelten."


Michael Kretschmer: "Europa ist nur das, was die Menschen daraus machen"

Zuvor ging es mit Polizeibegleitung und Blaulicht im Konvoi durch Rom. Das Kapitol, das Kolosseum... Sightseeing im Vorbeifahren.
Es folgten Termine im fliegenden Wechsel mit dem deutschen Botschafter Viktor Elbling (63) und der italienischen Regionalministerin gemütlich auf der Botschaftsterrasse. Später im Palazzo Copernico auch mit Regionalpräsident Nicola Zingaretti (56). Es geht um Zusammenarbeit bei Gesundheit, Denkmalpflege, Digitalisierung, Dekarbonisierung und um Schüleraustausch.
In Italien laufe manches pragmatischer, lobt Kretschmer. Braucht Europa Regionalpartnerschaften?
Kretschmer: "Europa ist nur das, was die Menschen daraus machen. Der Angriff Russlands auf Europa zeigt uns einmal mehr: Es kommt auf uns an. Wir müssen Europa stark machen. Europa ist unsere Lebensversicherung."
Titelfoto: Nikolai Schmidt und Robert Michael/dpa