Porsche-Gate: Plauderte Lindner Interna aus?

Berlin/Stuttgart - Droht uns hier ein handfester Politik-Skandal? Christian Lindner (43, FDP) soll vertrauliche Informationen über den Stand der Koalitionsverhandlungen weitergegeben haben.

Hat Christian Lindner (43, FDP) vertrauliche Informationen an Porsche-Vorstand Oliver Blume (54) weitergegeben? Der Politiker und seine Mitarbeiter schweigen bisher zu den Vorwürfen.
Hat Christian Lindner (43, FDP) vertrauliche Informationen an Porsche-Vorstand Oliver Blume (54) weitergegeben? Der Politiker und seine Mitarbeiter schweigen bisher zu den Vorwürfen.  © Kay Nietfeld/dpa

Das geht aus der neusten Sendung des ZDF-Satiremagazins "Die Anstalt" hervor. Demnach soll der FDP-Chef im ständigen Austausch mit dem Porsche-Vorstandvorsitzenden Oliver Blume (54) gestanden haben, der ab September Nachfolger von VW-Chef Herbert Diess (63) werden soll.

Besonders beim Thema E-Fuels sollen der heutige Finanzminister und Blume Absprachen getroffen haben. Die Koalition will bis 2035 Neuzulassungen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren verbieten, ausgenommen sind mit E-Fuel betriebene Fahrzeuge.

Hat Lindner also extra für seinen Porsche-Freund eine Ausnahme in den Koalitionsvertrag gehandelt?

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So zumindest lässt es die Sendung vom 19. Juli 2022 des Satiremagazins vermuten, denn: Blume soll auch vor seinen Mitarbeitern stolz damit geprahlt haben.

"Wir haben sehr großen Anteil, dass die E-Fuels in den Koalitionsvertrag mit eingeflossen sind. Da sind wir Haupttreiber gewesen, mit ganz engem Kontakt an die Koalitionsparteien. Der Christian Lindner hat mich in den letzten Tagen fast stündlich auf dem Laufenden gehalten", soll der 54-Jährige vor versammelter Mannschaft bei der Betriebsversammlung am 29. Juni 2022 gesagt haben.

Porsche bestreitet Vorwurf – verstrickt sich aber in den eigenen Aussagen

Flogen durch ihn die Absprachen auf? Oliver Blume soll sich bei der Hauptversammlung damit gebrüstet haben, Einfluss auf den Koalitionsvertrag gehabt zu haben.
Flogen durch ihn die Absprachen auf? Oliver Blume soll sich bei der Hauptversammlung damit gebrüstet haben, Einfluss auf den Koalitionsvertrag gehabt zu haben.  © Sebastian Gollnow/dpa

Bild hat beim Unternehmen nachgefragt und gleich mehrere Versionen präsentiert bekommen.

In einer ersten Stellungnahme heißt es vonseiten des Automobilherstellers: "Das wörtliche Zitat und das Gespräch hat es so nicht gegeben. Richtig ist, dass das Unternehmen grundsätzlich mit allen relevanten Stakeholdern – so auch der Politik – einen guten und konstruktiven Austausch pflegt."

Aber wieso heißt es dann bei der Sendung von "Die Anstalt", dass die Aussagen von Oliver Blume aus der Betriebsversammlung stammen?

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Auf Nachfrage bei Porsche verfängt sich das Stuttgarter Unternehmen in seinen Aussagen. "Bitte streichen Sie meine erste Mail – ich melde mich gleich bei Ihnen, um dies einzuordnen", so ein Sprecher.

Wenig später folgt dann die Stellungnahme: "Eine Satire-Sendung genießt bekanntlich Freiheiten. Den Austausch hat es so nicht gegeben. Richtig ist, dass das Unternehmen grundsätzlich mit allen relevanten Stakeholdern einen konstruktiven Austausch pflegt."

Ein klares Verneinen und Bestreiten in Bezug auf die von Blume getätigten Aussagen? Fehlanzeige!

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Pressesprecher schickt wohl versehentlich SMS an Bild statt an Lindner!

Besonders brisant: Das Boulevard-Blatt soll eine SMS vom Pressesprecher des Kfz-Herstellers erreicht haben, die eigentlich an die Kommunikationsabteilung des Finanzministers gehen sollte. In der Nachricht soll ersichtlich sein, dass Porsche und Lindners Team in engem Austausch stehen und ihre Reaktionen auf die Presse-Anfragen zum brisanten Thema absprechen.

Bedeutet: Offenbar stehen die Presseabteilungen von Christian Lindner und Oliver Blume in direktem Kontakt. War das auch während der Koalitionsverhandlungen so? Das ZDF ist sich der Sache sicher und stützt seine Behauptungen mit einem Faktencheck.

Titelfoto: Bildmontage: Sebastian Gollnow/dpa, Kay Nietfeld/dpa

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