"Brutal und ungerecht": Massive Proteste gegen französische Rentenreform

Paris - Deutlich mehr als eine Million Franzosen haben am Donnerstag gegen die geplante Rentenreform protestiert. Dabei kam es auch zu Ausschreitungen.

Zahlreiche Menschen versammelten sich in der Nähe des Place de la Republique in Paris.
Zahlreiche Menschen versammelten sich in der Nähe des Place de la Republique in Paris.  © Lewis Joly/AP/dpa

Zeitarbeit, geringe Löhne, wenige Perspektiven: Viele Franzosen sind mit dem Arbeitsmarkt in ihrem Land unzufrieden. Dass sie jetzt auch noch länger arbeiten sollen, empfinden sie als zutiefst ungerecht.

Die Reform des Rentensystems ist eines der größten und schwierigsten Projekte von Präsident Emmanuel Macron (45). Schon Ende 2019 hatte er einen ersten Anlauf gewagt, das Projekt jedoch wegen der Corona-Pandemie wieder verschoben.

Vorgesehen ist eine Anhebung des Renteneintrittsalters bis 2030 um zwei Jahre auf 64 Jahre. Im Gegenzug soll dafür die Mindestrente erhöht werden. Arbeitnehmerverbände bezeichneten das Vorhaben als brutal und unzumutbar.

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Am Donnerstag kam es landesweit zu Massenprotesten, wie mehrere französische Medien berichteten.

Die Behörden sprachen dabei von 1,1 Millionen Teilnehmer - die Gewerkschaften gehen von mindestens zwei Millionen Menschen aus.

Weiterer landesweiter Protesttag am 31. Januar geplant

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (45) will die umstrittene Rentenreform trotz der Massenproteste durchsetzen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (45) will die umstrittene Rentenreform trotz der Massenproteste durchsetzen.  © Ludovic Marin/AFP Pool/AP/dpa

Teile des Zug- und Flugverkehrs waren aufgrund der Streiks lahmgelegt. Auch Kraftwerke, Raffinerien, Schulen und Krankenhäuser wurden bestreikt.

In Paris kam es zu Ausschreitungen. Radikale Demonstranten bewarfen Sicherheitskräfte mit Mülleimern, Flaschen und Feuerwerkskörpern. Diese antworteten mit Tränengas.

Macron betonte, die Reform sei zwingend notwendig für die Generationengerechtigkeit und weil sich das bisherige System wegen der alternden Bevölkerung nicht mehr finanzieren lasse.

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Die Gewerkschaften haben bereits reagiert - und für den 31. Januar den nächsten landesweiten Streik- und Aktionstag angekündigt.

Titelfoto: Lewis Joly/AP/dpa

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