Schreckliche Szenen in Beirut: Explosion in der Stadt! Mindestens 70 Tote, mehr als 2750 Verletzte
Beirut (Libanon) - In der libanesischen Hauptstadt Beirut hat sich am Dienstag eine schwere Explosion mit Hunderten Verletzten ereignet. Über der Stadt stieg eine riesige Rauchwolke auf.

Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete von einer starken Erschütterung im Zentrum und von großen Schäden. Durch die Wucht der Explosion, die sich am Hafen der Küstenstadt ereignete, gingen Fenster zu Bruch. Einige Straßen waren mit Trümmern und Glasscherben übersät.
Über die Zahl der Opfer herrschte zunächst Unklarheit. Das libanesische Rote Kreuz war mit 30 Teams im Einsatz und teilte mit, Dutzende Menschen seien verletzt worden. Augenzeugen berichteten von Leichen auf den Straßen.
Inzwischen korrigierte das libanesische Rote Kreuz seine Angaben und sprach von Hunderten Verletzten. Eine genaue Zahl könne aber noch nicht genannt werden. Eine offizielle Bestätigung für mögliche Todesopfer gab es am Abend zunächst nicht. Anwohner berichteten der dpa von zwei aufeinanderfolgenden Explosionen.
Die libanesische Armee half dabei, Verletzte in Krankenhäuser zu bringen. Bürger wurden aufgerufen, Blut zu spenden. Im Internet kursierten Fotos von zerstörten Fenstern an Wohnhäusern und Trümmern auf den Straßen. Dutzende Autos wurden beschädigt.
Ein Polizist sagte, die Schäden erstreckten sich kilometerweit.
Kurz nach der Explosion fielen Telefon und Internet in der Stadt aus. "Wir saßen in unserem Wohnzimmer, und plötzlich fielen uns die Wand und Glas auf den Kopf", sagte ein Anwohner namens Rumi.
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Explosion in Beirut: Hintergründe noch unklar

Die Hintergründe blieben zunächst unklar. Ersten Berichten zufolge ereignete sich die Explosion in einem Lager für Feuerwerkskörper.
Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, am Hafen sei in einem Lagerhaus in der Nähe mehrerer Getreidespeicher Feuer ausgebrochen.
"Starke Explosionen" seien in Beirut und den Vororten zu spüren gewesen. Einsatzkräfte der Feuerwehr kämpften gegen die Flammen. Der Hafen liegt nur wenige Kilometer von der Innenstadt Beiruts entfernt.
Hinweise auf einen Anschlag oder einen politischen Hintergrund gab es zunächst nicht. Wenige Kilometer vom Ort der Explosion entfernt waren 2005 der damalige libanesische Ministerpräsident Rafik Hariri und 21 weitere Menschen bei einem Sprengstoffanschlag getötet worden.
Die Residenz seines Sohnes, der frühere Ministerpräsident Saad Hariri, wurde bei der Explosion am Dienstag beschädigt.
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Explosion in Beirut: UN-Libanon-Sondertribunal in Den Haag
An diesem Freitag will das UN-Libanon-Sondertribunal in Den Haag sein Urteil gegen vier Angeklagte in dem Fall von 2005 verkünden.
Viele Libanesen machen die Führung des Nachbarlandes Syrien für den Anschlag auf Hariri verantwortlich. Er hatte vor seinem Tod den Abzug der damals im Libanon stationierten syrischen Truppen verlangt. "Wir haben keine Informationen darüber, was genau passiert ist und was der Auslöser war, ob es ein Unfall oder ein herbeigeführter Akt war", sagte ein UN-Sprecher kurz nach der Tat am Dienstag in New York.
"Zu diesem Zeitpunkt sind unsere Gedanken bei den Menschen im Libanon. Was auch immer passiert ist: Wir hoffen, dass der Schaden begrenzt ist und dass die Sicherheit des libanesischen Volkes garantiert ist."


Update 21.25 Uhr: Mindestens 30 Tote und 2500 Verletzte laut Minister
Bei der schweren Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut sind am Dienstag mindestens 30 Menschen getötet und weitere 2500 verletzt worden.
Das sagte Gesundheitsminister Hassan Hamad zu Reportern vor einem Krankenhaus.
Der Generalsekretär des libanesischen Roten Kreuzes, Georges Kettaneh, berichtete der Deutschen Presse-Agentur ebenfalls von mehr als 2000 Verletzten.
Update 21.45 Uhr: Frankreich sagt Unterstützung zu
Frankreich hat nach einer Explosion mit zahlreichen Todesopfern in der libanesischen Hauptstadt Beirut Unterstützung zugesagt. Frankreich schicke Hilfe in den Libanon, schrieb der französische Staatschef Emmanuel Macron am Dienstagabend auf Twitter. Frankreich stehe immer Seite an Seite mit dem Libanon.
Macron habe mit seinem libanesischen Amtskollegen Michel Aoun telefoniert, teilte der Élyséepalast mit.
In dem Gespräch drückte Macron demnach seine Unterstützung und die der Franzosen für das libanesische Volk aus. Der heutige Libanon war früher Teil des französischen Mandatsgebiets im Nahen Osten, die beiden Länder haben immer noch eine enge Beziehung.
Update 21.55 Uhr: Israel bietet humanitäre Hilfe an
Nach der Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut mit Dutzenden Toten und mindestens 2500 Verletzten hat das Nachbarland Israel humanitäre Hilfe angeboten.
"Unter Anweisung von Verteidigungsminister Benny Gantz und Außenminister Gabi Aschkenasi hat Israel sich an den Libanon durch internationale diplomatische und Verteidigungs-Kanäle gewandt", teilten beide Minister in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Der libanesischen Regierung sei "medizinische humanitäre Hilfe" angeboten worden.
Der Libanon und Israel haben keine diplomatischen Beziehungen.
Offiziell befinden sich die beiden Nachbarländer noch im Krieg. Libanesen sind jegliche Kontakte mit Israelis verboten. An der Grenze kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen der israelischen Armee und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah. Diese befand sich zuletzt im Jahr 2006 in einem rund einmonatigen Krieg mit Israel. Auf libanesischer Seite wurden mehr als 1200 Menschen getötet, auf der israelischen mehr als 160 Soldaten und Zivilisten.
Spekulationen, dass Israel hinter der Explosion stecken könnte, räumte Außenminister Aschkenasi aus. Es handle sich um einen "von einem Brand ausgelösten Unfall", sagte Aschkenasi "Channel 12". Bei Spekulationen sei Vorsicht geboten, erklärte Aschkenasi. "Ich sehe keinen Grund, die Berichte aus Beirut (über einen Unfall) nicht zu glauben."

Update 22 Uhr: Zahl der Todesopfer und Verletzten steigt weiter an
Die Zahl der Todesopfer nach der schweren Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut steigt immer weiter an.
Mindestens 50 Menschen seien getötet und weitere 2700 verwundet worden, sagte Gesundheitsminister Hassan Hamad am späten Dienstagabend.
Zuvor hatte auch der Generalsekretär des libanesischen Roten Kreuzes, Georges Kettaneh, der Deutschen Presse-Agentur von mehr als 2000 Verletzten berichtet.
Update 22.02 Uhr: EU stellt Libanon nach Explosion in Beirut Hilfe in Aussicht
Die EU hat dem Libanon nach der schweren Explosion in Beirut Beistand in Aussicht gestellt.
"Die Europäische Union ist bereit, Hilfe und Unterstützung zu leisten", teilte EU-Ratspräsident Charles Michel am Dienstagabend mit. Seine Gedanken seien beim libanesischen Volk und den Familien der Opfer.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell schrieb: "Die Europäische Union bekundet ihre uneingeschränkte Solidarität und ihre volle Unterstützung für die Familien der Opfer sowie für das libanesische Volk und die libanesische Behörden."
Zur möglichen Ursache der Katastrophe äußerten sich die EU-Politiker nicht.
Update 23.35 Uhr: Über 70 Tote und 2750 Verletzte nach Explosion in Beirut
Die Zahl der Todesopfer nach der schweren Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut ist weiter angestiegen. Mindestens 73 Menschen seien getötet und weitere 2750 verwundet worden, sagte Gesundheitsminister Hassan Hamad am späten Dienstagabend.
Die Krankenhäuser in Beirut waren stark überlastet. Bürger wurden aufgerufen, Blut zu spenden.
Die genaue Ursache für die Explosion blieb weiter unklar. "Wir können keinen Ermittlungen zuvorkommen", sagte der Chef für innere Sicherheit, Abbas Ibrahim. Am Ort der Explosion sei aber hochexplosives Material gelagert gewesen.
Auch Ministerpräsident Hassan Diab sagte, dass Fakten zu dem "gefährlichen Lagerhaus" vorgelegt würden. Die Verantwortlichen würden "den Preis für dieses Desaster" zahlen.
Titelfoto: Montage: Karim Sokhn/Twitter/PA Media/dpa, Marwan Naamani/dpa