Nato warnt angesichts der Corona-Pandemie vor Biowaffen-Angriff

Brüssel - Angesichts der verheerenden Folgen der Corona-Pandemie verstärkt die Nato ihre Anstrengungen im Bereich der Biowaffenabwehr.

Soldaten des ABC Abwehrbataillon 750 in Bruchsal trainieren einen Einsatz im Bereich der Biowaffenabwehr.
Soldaten des ABC Abwehrbataillon 750 in Bruchsal trainieren einen Einsatz im Bereich der Biowaffenabwehr.  © Fabian Sommer/dpa

Das Coronavirus sei kein im Labor erschaffenes Virus, es zeige aber die Gefahren, die es im Zusammenhang mit dem Einsatz biologischer Kampfstoffe gebe, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (61) in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel.

Das Verteidigungsbündnis müsse deswegen die Gefahrenabwehr stärken. Die Nato sei beispielsweise schon dabei, den Austausch von Geheimdiensterkenntnissen zu verbessern, um mögliche Angriffe mit Biowaffen zu verhindern.

"Diese Waffen sind genauso wie chemische Waffen völkerrechtlich verboten, aber wir müssen auf ihren Einsatz vorbereitet sein, weil wir wissen, dass es diese Waffen immer noch gibt", erklärte Stoltenberg. Sie könnten von staatlichen Akteuren, aber auch von Terroristen eingesetzt werden.

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Stoltenberg schloss zudem nicht aus, dass ein breit angelegter Biowaffen-Angriff mit Hunderttausenden Toten auch einen Vergeltungsschlag mit konventionellen oder nuklearen Waffen zur Folge haben könnte.

"Die Nato besitzt keine verbotenen Waffen, aber wir haben ein ganzes Spektrum an Fähigkeiten, um darauf angemessen zu antworten", sagte er. Falls nach einem Biowaffen-Angriff Artikel 5 zur kollektiven Verteidigung ausgelöst werden sollte, könnte die Nato all diese Fähigkeiten nutzen.

Horrorszenario: Kampfstoffe in Händen von Fanatikern

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (61) warnte vor möglichen Folgen nach einem Angriff mit Biowaffen.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (61) warnte vor möglichen Folgen nach einem Angriff mit Biowaffen.  © Francisco Seco/AP Pool/dpa

Als mögliche Biowaffen gelten neben Pocken- und Milzbrand-Erregern seit Jahren auch Grippe- oder Coronaviren.

Hintergrund ist, dass Forscher wiederholt gezeigt haben, dass sich Viren im Labor künstlich gefährlicher machen lassen. Hintergrund solcher Experimente sind Bemühungen, für die Folgen natürlicher Virusmutationen besser gewappnet zu sein.

Zugleich zeigen sie aber auch, welche Folgen es haben könnte, wenn zum Beispiel Terroristen Zugriff auf solche Fähigkeiten bekommen würden.

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Als ein Horrorszenario gilt, dass Viren so modifiziert werden könnten, dass sie nur für ausgewählte Menschengruppen tödlich sind - also zum Beispiel nur für Schwarze oder nur für Weiße.

Ein weiteres Schreckensszenario ist, dass biologische Kampfstoffe von Fanatikern eingesetzt werden, die zum Beispiel denken, dass sich die Welt nur durch eine drastische Verringerung der Bevölkerung vor ihrem Ende bewahren lässt.

Verbot biologischer Waffen stärken

Soldaten der Bundeswehr beim Einsatz in Kundus (Afghanistan).
Soldaten der Bundeswehr beim Einsatz in Kundus (Afghanistan).  © Kay Nietfeld/dpa

Vor den Gefahren von Terroranschlägen mit Biowaffen warnt auch UN-Generalsekretär António Guterres. Die Pandemie habe gezeigt, dass die Vorbereitungen auf den Katastrophenfall nicht ausreichen könnten, sagte er bereits im Juli.

Zudem fordert er, das 1975 in Kraft getretene Übereinkommen über das Verbot biologischer Waffen zu stärken. Dieses enthält bislang zum Beispiel keinen Überwachungsmechanismus.

Hinzu kommt, dass 14 Staaten dem Abkommen bis heute nicht beigetreten sind. Dazu zählen zum Beispiel Eritrea, Israel, Ägypten, Somalia und Syrien.

Mit Blick auf die aktuelle Corona-Pandemie betonte Stoltenberg im dpa-Interview, dass die Nato weiter bereitstehe zu helfen. "Die Nato und das Militär könnten bei der Verteilung der Impfstoffe Unterstützung leisten", sagte der Norweger.

Das Nato-Zentrum für Katastrophenschutz koordiniere bereits seit Monaten Hilfen in anderen Bereichen. So habe man zuletzt beispielsweise zahlreiche Beatmungsgeräte in Balkanländer und andere Bündnisstaaten geliefert.

Titelfoto: Fabian Sommer/dpa

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