Größter Prozess seit der Wende: Ehemalige V-Männer vor Gericht

Gera - Vor dem Landgericht Gera beginnt am Mittwoch ein Großprozess wegen Versicherungsbetrugs.

Tino Brandt versteckte sich zum Prozessauftakt hinter einem Aktenordner.
Tino Brandt versteckte sich zum Prozessauftakt hinter einem Aktenordner.  © Matthias Gränzdörfer

Den insgesamt 13 Angeklagten wird unter anderem vorgeworfen, bei Krankenkassen und Unfallversicherungen Ansprüche auf Leistungen wegen Krankheit oder angeblich erlittener Unfälle geltend gemacht zu haben.

Im Zuge der Betrugsermittlungen hatte im Frühjahr 2012 ein Großaufgebot von Polizisten Wohnungen und Geschäftsräume in Rudolstadt und Leipzig durchsucht. Auch Waffen wurden bei den Durchsuchungen gefunden.

Dabei soll es um insgesamt bis zu 900.000 Euro gegangen sein. Die Angeklagten hatten sich selbst bei Scheinfirmen angestellt und sich dann Verletzungen zugefügt - sogar die Knochen hatten sie sich gebrochen um die Versicherungssumme einzustreichen.

Für das Landgericht in Gera ist der Prozess, eine der größten Herausforderungen seit der Wende, denn jeder Angeklagte hat zwei Anwälte, der Gerichtsraum musste mit genügen Steckdosen ausgestattet werden, denn alleine die Akten des Verfahrens sind so dick, dass sie digitalisiert wurden. Ein schnelles Ende des Prozesses in Gera ist zudem nicht zu erwarten. Das Gericht hat Termine bis Anfang 2019 angesetzt.

Auf der Anklagebank sitzt unter anderem der ehemalige NPD-Funktionär in Thüringen und V-Mann des Verfassungsschutzes, Tino Brandt. Der Gründer der Neonazi-Kameradschaft "Thüringer Heimatschutz", der zum Umfeld des rechtsextremen NSU gehörte und dessen Mitglieder persönlich kannte, verbüßt derzeit eine Freiheitsstrafe wegen Kindesmissbrauchs.

Brandt war in seiner Zeit als V-Mann als "Otto" beim Verfassungsschutz bekannt und auch ein zweiter ehemaliger V-Mann des Verfassungsschutz ist im Prozess angeklagt. Neun weiteren Angeklagten werden zudem Verbindungen in die rechte Szene nachgesagt.

Titelfoto: Matthias Gränzdörfer