Polizei Köln: Möglicher Terroranschlag verhindert, keine konkrete Gefahr
Köln - Die Kölner Polizei hat nach eigener Einschätzung einen möglichen Terroranschlag verhindert.

"Wir hatten aktuell verdeckte Erkenntnisse, dass ein Anschlag unmittelbar bevorstehen könnte", sagte der Leitende Kriminaldirektor Klaus-Stephan Becker am Donnerstag.
Bei Razzien hatten Beamte am Morgen mehrere Wohnungen in Köln und Düren sowie eine Baustelle durchsucht und insgesamt sechs Männer in Gewahrsam genommen.
Einer von ihnen, ein deutsch-libanesischer Konvertit aus Berlin, sei schon seit langem als Gefährder bekannt und eng mit der dortigen Dschihadisten-Szene verbunden.
Der 30-Jährige Konvertit sei erst kürzlich nach Düren gezogen. In einem abgehörten Gespräch habe der 30-Jährige deutlich gemacht, dass er zu einem Anschlag bereit sei, sagte Becker.
Konkrete Hinweise dazu, wann und wo dies geschehen sollte, lägen aber nicht vor. Der 30-Jährige sei nach Bewertung der Sicherheitsbehörden "Mitglied einer sehr konspirativ agierenden multinationalen Gruppe".
Männer galten teils als Gefährder

Er habe unter anderem 2016 die Rolle eines Vertretungs-Imams in der Berliner Fussilet-Moschee übernommen. Dort verkehrte auch der Attentäter des Berliner Weihnachtsmarkt-Anschlags, Anis Amri.
Der 30-Jährige sei in Düren in die Wohnung eines 21-jährigen Deutschen gezogen, der vom Verfassungsschutz ebenfalls als Gefährder eingestuft sei und als "radikalisierter junger Konvertit" gelte.
Dieser habe eine sehr hohe Gewaltbereitschaft und im vergangenen Jahr den Treueeid auf den sogenannten Islamischen Staat geschworen.
Bei den anderen Ingewahrsamnahmen handele es sich um zwei weitere deutsche Konvertiten im Alter von 20 und 21 Jahren. Zudem wurden zwei Verdächtige auf einer Kölner Baustelle gefasst. Dort gab es eine Razzia, weil der 30-Jährige Inhaber einer Trockenbaufirma ist, die dort arbeitete.
Update, 16.00 Uhr: Polizei Köln mit weiteren Details zur Razzia und Gefährdern
Bei einer Pressekonferenz nannte die Kölner Polizei weitere Details. Zentrale Figur der Razzia: Der 30-jährige "Herr C.", ein deutsch-libanesischer Konvertit aus Berlin, der in der dortigen Dschihadisten-Szene bestens vernetzt sei.
Er sei seit 2013 vom Verfassungsschutz als Gefährder eingestuft und erst kürzlich in die Wohnung des 21-jährigen "Herrn R." nach Düren gezogen.
Ein abgehörtes Gespräch des 30-Jährigen versetzte die Ermittler nun in Alarmbereitschaft. "Herr C. hat davon gesprochen, den Aufstieg in die höchste Stufe des Paradieses des muslimischen Glaubens zu planen." Dies könne ein Synonym für ein Selbstmordattentat sein.
"Der Einsatz heute war alternativlos", betonte Becker. Konkrete Hinweise auf ein Anschlagsziel lägen nicht vor.
Der 30-Jährige sei nach Bewertung der Sicherheitsbehörden "Mitglied einer sehr konspirativ agierenden multinationalen Gruppe" und habe mehrmals versucht, mit gefälschten Papieren ins Gebiet des sogenannten Islamischen Staates (IS) auszureisen, um dort zu kämpfen.
Update, 18 Uhr: Keine konkreten Anschlagspläne
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte später, es habe "keine Hinweise auf einen konkreten Anschlagsort, keine Hinweise auf eine konkrete Anschlagszeit und keine Hinweise auf eine konkrete Anschlagsart" gegeben.
Die Polizei habe allerdings Hinweise gehabt, dass die in Gewahrsam genommenen Personen "möglicherweise einen Terroranschlag planen könnten".
Mit den Durchsuchungen sollten deshalb weitere Erkenntnisse gewonnen und Beweismittel gefunden werden. Die nordrhein-westfälische Polizei sei "ständig wachsam" und habe die Gefährder im Blick. Laut Kölner Polizei habe einer von zwei Sprengstoffhunden bei der Durchsuchung einer Baustelle angeschlagen, die Ermittler fanden aber nichts.

Titelfoto: Oliver Berg/dpa