Es war einmal ... Märchen-Forscher aus ganz Europa tagen am Fichtelberg
Oberwiesenthal - Ganz ohne Besen und Zaubertrank, dafür aber mit viel akademischer Expertise: In Oberwiesenthal (Erzgebirge) tagen seit Freitag die wichtigsten Märchen-Forscher des Kontinents.
"Die Europäische Märchengesellschaft ist eine sehr große literarische Vereinigung, die sich wissenschaftlich mit den sogenannten Volksmärchen befasst. Sie hat erreicht, dass Märchenerzählen immaterielles Kulturerbe ist", sagt Teilnehmerin Kathrin Pöge-Alder (57).
Die Germanistin aus Leipzig hat über Märchen promoviert. Märchen, so die Erzählforscherin, seien keineswegs nur etwas für Kinder, Romantiker oder Fantastiker.
"Märchen erzählen - wenn man genau hinhört - 'Jedermanns-Wirklichkeit', sie verpacken das Leben in Bilder, oft in drastische. Sie können immer neu auf das eigene Leben, die eigene Zeit bezogen, immer neu interpretiert werden. Sie taugen ebenso zur Flucht wie zur Systemkritik. Sie sind Medium der Armen und Unterdrückten, sie sind Instrument, diese weiter kleinzuhalten."
Den Organisatoren zufolge sind insgesamt 110 Teilnehmer aus insgesamt fünf Ländern ins Ahorn-Hotel am Fichtelberg gereist. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann tagen sie bis morgen ...
Titelfoto: IMAGO/mhphoto/Fotostand