Armut in Hessen nimmt zu: Droht ein Kälte- und Hunger-Winter?

Frankfurt am Main - In Hessen nimmt die Armut laut Paritätischem Wohlfahrtsverband seit Jahren zu. Landesgeschäftsführerin Yasmin Alinaghi spricht von einem "rapiden Aufwärtstrend".

Wegen der steigenden Energie- und Lebensmittelkosten ist eine Verschärfung der Armut in Hessen zu erwarten. (Symbolbild)
Wegen der steigenden Energie- und Lebensmittelkosten ist eine Verschärfung der Armut in Hessen zu erwarten. (Symbolbild)  © 123RF/grinvalds

Demnach waren im Jahr 2021 in Hessen 18,3 Prozent der Menschen von Armut betroffen. 2020 waren es noch 17,4 Prozent.

Hessen läge damit über dem Bundesdurchschnitt von 16,5 Prozent und sei in einem Ranking der Länder von Platz sieben auf Platz elf zurückgefallen.

"Das ist schockierend und sehr alarmierend", sagte Alinaghi.

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Angesichts steigender Energie- und Lebensmittelkosten ist eine Verschärfung des Problems zu befürchten. So rechnet etwa die Diakonie Hessen damit, dass sich im bevorstehenden Winter die Zahl Hilfe suchender Menschen im Vergleich zu den Vorjahren deutlich erhöhen wird.

"Es werden mehr Menschen in unsere Einrichtungen kommen, die vorher nicht unsere Klienten waren", sagte Katharina Alborea, Leiterin des Referats Wohnungsnotfallhilfe der Diakonie Hessen.

"Tagesaufenthalte, wo man es warm hat und vielleicht für wenig Geld eine Tasse Kaffee oder Tee bekommen kann, sind attraktiv für Menschen, die in ihrer Bude sitzen und frieren."

Rund 20 Prozent der Kinder in Hessen gelten als arm

Laut dem Paritätischen Wohlfahrtsverband sind rund 20 Prozent der Kinder in Hessen von Armut betroffen. (Symbolbild)
Laut dem Paritätischen Wohlfahrtsverband sind rund 20 Prozent der Kinder in Hessen von Armut betroffen. (Symbolbild)  © 123RF/mizina

Von Armut besonders betroffen sind laut Alinaghi ältere Menschen, Alleinerziehende und Familien mit vielen Kindern sowie die Kinder selbst.

In Hessen würden rund 20 Prozent der Kinder als arm gelten. Zur Bekämpfung des Problems fordert die Landesgeschäftsführerin des Paritätischem Wohlfahrtsverbandes in Hessen dringend ein überzeugendes Konzept: "Es wird zu wenig getan."

Und was getan werde, müsse zielgerichteter getan werden. "Das Gießkannenprinzip ist falsch. Was nutzt es jemandem, der sich kein Auto leisten kann, wenn die Mineralölsteuer gesenkt wird", argumentierte sie.

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Der Regelsatz der Grundsicherung beziehungsweise des künftigen Bürgergeldes müsse deutlich erhöht werden, die Praxis der Sanktionen abgeschafft werden. Die zunehmende Armut müsse Thema im kommenden Landtagswahlkampf in Hessen werden.

Nach einer EU-Konvention gilt im Armutsbericht des Paritätischen ein Haushalt als arm, wenn das Einkommen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt. Bei Alleinstehenden war dies 2021 ein monatliches Einkommen von 1148 Euro. Bei einem Paar mit zwei Kindern unter 14 Jahren waren es 2410 Euro.

Titelfoto: 123RF/grinvalds

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