Wegen KI: Lehrerverband will keine klassischen Noten mehr

München - Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) fordert mit dem Vormarsch Künstlicher Intelligenz (KI) eine Reform des klassischen Notensystems - und zwar schnell.

Sind Noten Old School? Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) eine Reform des Notensystems.
Sind Noten Old School? Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) eine Reform des Notensystems.  © Matthias Balk/dpa

"Ich glaube, dass die schnelle Entwicklung der KI uns kein langsames Weiterentwickeln der Leistungsbewertung erlaubt. Wir müssen einsehen, dass unser Leistungssystem oldschool ist", sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann der Deutschen Presse-Agentur in München.

"Wir müssen endlich mal aufhören, nur die Note als allein glückselig machend zu sehen. In der freien Wirtschaft machen alle Assessments ("Bewertungen"). Was bringt mir dann ein Fünfer?"

Am Freitag war bekannt geworden, dass einige Hamburger Schüler unter Verdacht stehen, in Klausuren für das Abitur mithilfe von Programmen mit Künstlicher Intelligenz geschummelt und ChatGPT genutzt zu haben.

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In Bayern gibt es nach Angaben des Kultusministeriums bislang noch keine derartigen Verdachtsfälle in Schul-Abschlussprüfungen.

"Die Art und Weise unseres Schulsystem, die Systemlogik, stößt inzwischen an ihre Grenze. Das hat damit zu tun, dass wir einfach stehen geblieben sind", kritisierte Fleischmann.

Vermittlung von Medienkompetenz als weiterer Faktor

Der BLLV rechnet damit, dass sich das klassische Schulbewertungssystem für technische Veränderungen wappnen muss.
Der BLLV rechnet damit, dass sich das klassische Schulbewertungssystem für technische Veränderungen wappnen muss.  © picture alliance / Sebastian Kahnert/dpa

"Wir wollen immer noch selektieren, aussortieren, Noten geben. Aber wir müssen künftig die Prozesse beurteilen und nicht das Ergebnis."

Mit Leistungsgesprächen oder Portfolios sei das möglich. "Es gibt auch Leistungen, die neben einem Abitur einen Menschen ausmachen."

Schulen dürften gesellschaftliche Entwicklungen nicht ignorieren, sondern müssten sie auf- und annehmen: "Wir wollen keinesfalls signalisieren, dass wir Entwicklungen in diesem zukunftsträchtigen Bereich negieren."

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Aber reagieren müssten Schulen darauf - mit der Vermittlung von Medienkompetenz und eben einem anderen Bewertungssystem, betonte Fleischmann. "Der Umgang mit der Infoquelle ist entscheidend."

Man müsse "Schule neu denken" und die rasante technische Entwicklung könnte - so ihre Hoffnung - dazu führen, dass das träge Bildungssystem sich ausnahmsweise deutlich schneller ändern könnte - "und nicht erst in 20 Jahren".

Titelfoto: picture alliance / Sebastian Kahnert/dpa

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