Für 125 Millionen Euro! Neubau der alten Friesenbrücke beginnt
Weener - Knapp sechs Jahre nachdem ein Frachter die Friesenbrücke über die Ems bei Weener (Landkreis Leer) zerstörte, haben die Vorarbeiten für ein neues Brückenbauwerk begonnen.

In den kommenden Monaten sollen die Schienen und die noch übrige Stahlkonstruktion der alten Friesenbrücke zurückgebaut werden, wie die Bahn auf Anfrage mitteilte.
Um die Überbauten der Brücke abzubauen soll demnächst ein Schwimmkran in Position gebracht werden. Der Rückbau ist notwendig, da bis 2024 an gleicher Stelle eine neue Friesenbrücke entstehen soll - laut Bahn soll es die größte Eisenbahn-Hub-Drehbrücke Europas werden.
Zurzeit liegt bereits ein Ponton samt Kran vor der Brücke. Dieser werde für die weiteren Arbeiten technisch ausgerüstet, teilte die Bahn mit.
Für den Beginn der Rückbauarbeiten musste die Passage des neuen Kreuzfahrtschiffes "Aidacosma" der Papenburger Meyer-Werft am vergangenen Wochenende abgewartet werden - sonst hätte das Kreuzfahrtschiff beim Manövrieren über die Ems nicht am Ponton vorbei gepasst.
"Insgesamt ist vorgesehen, die wasserseitigen Überbauten innerhalb der nächsten Monate zurückzubauen", teilte eine Bahnsprecherin mit. Aktuell läuft bereits der Rückbau von Gleisanlagen auf der östlichen Seite der Ems.
Bevor es überhaupt mit dem Neubau losgehen kann, müssen auch die Strompfeiler der 95 Jahre alten Rest-Brücke abgerissen werden. Der eigentliche Baustart ist dann für April 2022 geplant.
Wermutstropfen: Baukosten deutlich gestiegen

Der Neubau der Friesenbrücke ist nötig, da der niederländische Frachter "Emsmoon" im Dezember 2015 die geschlossene insgesamt 335 Meter lange Klappbrücke gerammt und weitgehend zerstört hatte. Die Verbindung für Fußgänger, Radfahrer und den Bahnverkehr, eine wichtige Lebensader der Region, ist seitdem unterbrochen. Wer aus Weener westlich der Ems oder Westoverledingen östlich der Ems über den Fluss möchte, muss Umwege in Kauf nehmen.
Lange wurde um die passende Brücken-Variante gerungen. Die neue Brücke, über die auch ein Fuß- und Radweg führen wird, soll nun ein 145 Meter langes, bewegliches Brückenteil haben, das auf einem Drehpfeiler ruht. Binnen sieben Minuten soll sich so die Brücke für Frachter und die Kreuzfahrtschiffe öffnen. Geplant ist, die Brücke zum Fahrplanwechsel 2024/2025 in Betrieb zu nehmen.
Ein deutlicher Wermutstropfen sind allerdings die gestiegenen Baukosten: Nach letzten Angaben gehen die Planer von bis zu 125 Millionen Euro Investitionen aus - zuvor waren mit 66 Millionen die Kosten gerade einmal halb so hoch kalkuliert worden.
Titelfoto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa