49-Euro-Ticket: Verkehrs-Betriebe und Kommunen zweifeln an der Finanzierung!

Düsseldorf - Wann die Menschen in Deutschland für 49 Euro mit Bussen und Bahnen im Nahverkehr reisen können, weiß noch niemand so ganz genau. Verkehrsbetriebe und Kommunen in NRW haben aber so ihre Zweifel, dass die zwischen Bund und Ländern vereinbarte Finanzierung ausreicht.

Für die Einführung des 49-Euro-Tickets braucht es aus Sicht der Verkehrsunternehmen und Kommunen mehr Geld.
Für die Einführung des 49-Euro-Tickets braucht es aus Sicht der Verkehrsunternehmen und Kommunen mehr Geld.  © Henning Kaiser/dpa

Vor allem stießen sie sich im Verkehrsausschuss des Düsseldorfer Landtags daran, dass die Ausgaben auf drei Milliarden Euro gedeckelt seien. Wenn das nicht ausreicht, müssten nach jetzigem Stand die Kommunen zahlen, machte Geschäftsführer Joachim Künzel vom Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) am Mittwoch deutlich.

Zwingend erforderlich ist aus Sicht von José Luis Castrillo vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) eine Nachschusspflicht. Risiken und Chancen lassen sich im Moment nicht abschätzen, wie mehrere Manager sagten. Man wisse noch nicht genau, wie sich die Energiepreisbremse im Einzelnen auswirke, nannte Geschäftsführer Michael Vogel vom Nahverkehr Rheinland (NVR) ein Beispiel.

Die geplante Erhöhung der sogenannten Regionalisierungsmittel, mit denen der Bund den ÖPNV in den Ländern mitfinanziert, ist aus Sicht der Fachleute ebenfalls nicht auskömmlich und deckt den Betrieb maximal bis zum Jahr 2024.

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Hilmar von Lojewski als Vertreter der kommunalen Spitzenverbände nannte die geplante Finanzierung "ausgesprochen zweifelhaft". Problematisch sei etwa, dass das 49-Euro-Ticket - auch Deutschlandticket genannt - monatlich kündbar sein soll.

9-Euro-Ticket führte zu überfluteten Zügen

Das 9-Euro-Ticket im Sommer hatte dazu geführt, dass Züge und Bahnsteige überfüllt waren.
Das 9-Euro-Ticket im Sommer hatte dazu geführt, dass Züge und Bahnsteige überfüllt waren.  © Bodo Marks/dpa

Er glaube aber nicht, dass der Bund nachverhandelt, sagte von Lojewski. Auch habe man das Pferd von hinten aufgezäumt, monierte er: Eigentlich hätte man nach Erfahrungen aus anderen Ländern erst das Angebot ausweiten müssen, sagte von Lojewski. Wenn man jetzt mehr Fahrgäste einlade, öfter den ÖPNV zu nutzen, dürfte es nicht am Ende am Geld scheitern. "Da können wir nicht ausdünnen."

Auch Castrillo vom VRR sprach von einer "Lehre aus dem 9-Euro-Ticket", dass das ÖPNV-Angebot insbesondere im ländlichen Raum erweitert werden müsse.

Das 9-Euro-Ticket im Sommer habe dazu geführt, dass Züge überflutet waren und Fahrpläne durcheinander kamen, machte der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für Nordrhein-Westfalen, Werner Lübberink, deutlich.

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Auch sei mehr Geld für Sauberkeit und Sicherheit an den Bahnhöfen ausgegeben worden. Lübberink sprach von "erheblichen Herausforderungen für den Sektor".

NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) lobte indes: "Dieses Ticket wird den öffentlichen Verkehr in Deutschland erheblich verändern." Zugleich räumte er ein, dass noch viele Fragen offen seien. "Wir sind beileibe noch nicht fertig." Das 49-Euro-Ticket könne wohl nicht zum Jahreswechsel eingeführt werden. Es solle aber schnell gehen: "Wir werden sehr bald eine sehr gute Lösung finden."

Für das Deutschlandticket plant NRW im Haushalt für das kommende Jahr 560 Millionen Euro ein. Die Hälfte davon soll der Bund zahlen.

Oppositionellen SPD gehen Pläne noch nicht weit genug

Der oppositionellen SPD gehen die Pläne noch nicht weit genug: Das 49-Euro-Ticket dürfe nur der Anfang für die Verkehrswende in NRW sein, erklärte der verkehrspolitische Sprecher Gordan Dudas. "Im nächsten Schritt gilt: Ein Euro pro Tag, ein Ticket für alle." Das Land müsse das neue Tarifmodell weiterentwickeln.

"Berlin hat genau das getan und schafft das 29-Euro-Ticket", teilte er mit. "Wer eine Verkehrswende politisch wirklich will, muss sie auch finanzieren."

Originalmeldung vom 9. November, 15.53 Uhr; zuletzt aktualisiert um 16.13 Uhr

Titelfoto: Henning Kaiser/dpa

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