Ein Jahr nach der Flut: Viele Betroffene haben Trauma-Therapie bereits abgeschlossen
Bonn - Die verheerende Flutkatastrophe infolge von Hochwasser vor fast genau einem Jahr hat viele Überlebende traumatisiert - und nicht wenige habe sich deswegen in Behandlung begeben.
Das teilte das Universitätsklinikum Bonn am heutigen Dienstag mit.
Einige Menschen hätten sich direkt nach der Katastrophe gemeldet, andere seien erst im Laufe des Jahres zur Therapie gekommen - sie seien zunächst zu beschäftigt mit der Beseitigung der Schäden gewesen.
"Wir haben Menschen behandelt, die Angehörige verloren haben, die zum Teil sogar mitansehen mussten, wie Angehörige in der Flut verletzt wurden oder starben", erklärte Ulrike Schmidt, stellvertretende Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Viele hätten Todesangst erlebt.
Mittlerweile haben Schmidt und ihr Team von der Spezialambulanz für Trauma-Folgestörung den Angaben zufolge etwa 50 Betroffene intensiv behandelt. Einige sehr kurz, andere hätten eine Trauma-Psychotherapie benötigt.
In mehreren Fällen sei sie bereits mit Erfolg abgeschlossen worden.
Was wird in einer solchen Therapie-Sitzung besprochen?
Besprochen werden darin konkrete traumatische Erinnerungen, die durch konkrete Reize ausgelöst werden - etwa Sirenengeheul, das Fließen von Wasser oder Gerüche.
In einem zweiten Teil geht es darum, wie sich die Gefühle der Betroffenen verändert haben.
"Viele haben das Gefühl von Sicherheit verloren, andere plagen Schuldgefühle, weil sie anderen Menschen vielleicht nicht helfen konnten", erläuterte Expertin Ulrike Schmidt.
Unwetter mit ungewöhnlich starken Regenfällen hatten Mitte Juli 2021 in NRW und in Rheinland-Pfalz eine Hochwasserkatastrophe ausgelöst. Ganze Landstriche wurden von den Wassermassen verwüstet. Allein in NRW starben 49 Menschen. Die Katastrophe jährt sich in dieser Woche.
Titelfoto: Boris Roessler/dpa