Mutter und Stiefvater halten Fünfjährigen in Wohnung gefangen: Junge flüchtet über Dachrinne

Hagen - Ein fünfjähriger Junge ist von Polizei und Jugendamt in Hagen aus verwahrlosten Lebensumständen geholt und in Obhut genommen worden.

Auf dieses Dach eines Mehrfamilienhauses ist der Junge (5) geklettert.
Auf dieses Dach eines Mehrfamilienhauses ist der Junge (5) geklettert.  © Alex Talash/dpa

Ein Polizeisprecher sagte am Dienstag, Nachbarn hätten das Kind am Sonntagmorgen auf dem Dach und in der Dachrinne eines viergeschossigen Hauses klettern sehen.

Als die Polizei eintraf, war der Junge durch das Fenster bereits wieder in sein Zimmer gelangt. Er habe offenbar eingeschlossen im Kinderzimmer gelebt, in dem sich nur eine Matratze und ein Eimer für seine Notdurft befanden.

Das Kind sei äußerlich unverletzt gewesen und habe auch nicht krank gewirkt, schilderte der Sprecher auf dpa-Anfrage. Mehrere Medien hatten über den Fall berichtet.

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Als die Beamten eintrafen, öffneten Mutter Annkathrin S. (22) und Stiefvater Dominik S. die Wohnungstür. Sie schlossen die Kinderzimmertür auf, wo die Polizei auf den eingesperrten Fünfjährigen stieß.

"Die Gesamtumstände, die Zustände in der Wohnung und in dem Zimmer veranlassten die Beamten, das Jugendamt zu rufen."

Mutter wollte nach außen hin den Schein einer Bilderbuchfamilie wahren

Die Familie hatte sogar eine Drogenplantage im Dachgeschoss. (Symbolbild)
Die Familie hatte sogar eine Drogenplantage im Dachgeschoss. (Symbolbild)  © Fabian Sommer/dpa

Eine Mitarbeiterin des Amts habe sich auch selbst ein Bild von der Lage gemacht und das Kind in einer städtischen Einrichtung untergebracht. Es werde nun gegen die 22 Jahre alte Mutter wegen Freiheitsberaubung und Verletzung der Fürsorgepflicht ermittelt.

Medienberichten zufolge soll die Mutter den Jungen von der Kita abgemeldet haben. Nachbarn hätten berichtet, dass der Fünfjährige wiederholt um Essen gebeten habe. Dazu äußerte sich die Polizei nicht. Im Dachgeschoss des Hauses soll sich zudem eine kleine Drogenplantage befunden haben.

In sozialen Medien postete Annkathrin S. immer wieder Bilder von ihrem kleinen Sohn, bezeichnete ihn laut Bild-Informationen als "Engel" oder "Sonnenschein" und schrieb, wie sehr sie ihn liebte.

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Zudem sei die Familie dem Jugendamt bereits bekannt gewesen. Bis Herbst 2022 habe sie Hilfe in Anspruch genommen.

Die Unterstützung sei jedoch eingestellt worden, da sich die Familienverhältnisse als zufriedenstellend herausgestellt hätten, berichtet die Bild.

Titelfoto: Alex Talash/dpa

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