Bei Grabungen entdeckt: Forscher finden Leichen von gehängten Männern!

Harzgerode/Quedlinburg - Die Forschungsgrabungen auf zwei mittelalterlichen Richtstätten bei Harzgerode und Quedlinburg haben umfangreiches Knochenmaterial zutage gebracht.

Zwei Richtstätten in Harzgerode und Quedlinburg wurden zu Forschungszwecken untersucht.
Zwei Richtstätten in Harzgerode und Quedlinburg wurden zu Forschungszwecken untersucht.  © Heiko Rebsch/dpa

"Gefunden wurden in Quedlinburg drei Individuen in drei Gruben, alle waren gefesselt", sagte Archäologin Marita Genesis der Deutschen Presse-Agentur. "Reste von Kleidung zeigen, die Menschen wurden bekleidet verurteilt."

Außerdem fanden sich in Quedlinburg Keramikreste und mehrere Metallfunde sowie auf dem Galgenberg in Harzgerode eine blaue Glasperle und einzelne verlagerte Knochenreste.

"Die Funde stammen aus der Zeit des 18. Jahrhunderts bis Anfang des 19. Jahrhunderts, also aus der Endzeit der öffentlichen Hinrichtungen", sagte Genesis.

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Nach Angaben der Anthropologin Bettina Jungklaus waren alle drei Verurteilten erwachsene Männer.

Die Galgen bestanden möglicherweise jeweils aus drei Eichenpfosten, die in tiefen Löchern mit Steinen verkeilt waren. Mehrere Meter lange Querbalken, sogenannte Rähne, verbanden die Pfosten.

Hunderte Richtstätten in Sachsen-Anhalt

Bei den Grabungen wurden Überreste von hingerichteten Menschen gefunden.
Bei den Grabungen wurden Überreste von hingerichteten Menschen gefunden.  © Heiko Rebsch/dpa

"Die zum Tode Verurteilten waren nach damaliger Ansicht ehrlos und durften nicht auf dem Friedhof in geweihter Erde bestattet werden", sagte Genesis.

"Dennoch wurden die Leichen nach christlicher Tradition mit dem Kopf nach Westen und den Füßen nach Osten ausgerichtet." Das deute darauf hin, dass ein Rest von Pietät eingehalten wurde.

"Die Verurteilten konnten von einigen Wochen bis zu mehreren Jahren, je nach der Frist im Urteil, am Galgen hängen. Danach wurden die sterblichen Überreste unter dem Galgen verscharrt."

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Das lange Hängen am Galgen sei Teil der Strafe gewesen. Damit seien die Verurteilten über ihren Tod hinaus als Ehrlose behandelt worden.

Die Galgen bei Harzgerode und Quedlinburg entdeckten die Archäologen in einer historischen Karte. Insgesamt haben an den Grabungen zwölf Studenten mitgearbeitet.

Deutschlandweit gab es im Mittelalter Tausende derartige Richtstätten, davon einige Hundert in Sachsen-Anhalt. Die Todesstrafe wurde öffentlich vollzogen, um die Menschen von derartigen Straftaten abzuschrecken.

Titelfoto: Heiko Rebsch/dpa

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