Drei Jahre nach Terror in Halle: Kritik an Marathon zeitgleich mit Gedenktag

Halle (Saale) - Das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (Lamsa) und die Linke-Fraktion im Landtag haben die Ansetzung des Mitteldeutschen Marathons am Jahrestag des Anschlags in Halle kritisiert.

Am 9. Oktober wird es wieder Gedenkveranstaltungen in Halle geben, doch zeitgleich soll der Mitteldeutsche Marathon stattfinden. (Archivbild)
Am 9. Oktober wird es wieder Gedenkveranstaltungen in Halle geben, doch zeitgleich soll der Mitteldeutsche Marathon stattfinden. (Archivbild)  © Christian Grube

Die Überschneidung mache "fassungslos", sagte der Geschäftsführer des Lamsa, Mamad Mohamad, am Freitag. Auf dem Marktplatz soll laut Mohamad zeitgleich zum Gedenken an den dritten Jahrestag des antisemitischen Anschlags der Lauf stattfinden.

Das Lamsa forderte die Stadt Halle und die Veranstalter auf, die Route des Mitteldeutschen Marathons so zu planen, dass eine "würdevolle Gedenkveranstaltung" möglich sei.

"Wie sollen die Bürger von Halle diesen jährlich wiederkehrenden Gedenktag angemessen gestalten, ohne dass das Erinnern (...) in den Hintergrund gerät?", fragte Mohamad.

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Sachsen-Anhalt Blumenmeer im Nachbarland: Landesgartenschau in Bad Dürrenberg eröffnet

Die Linke-Fraktion bezeichnete die Ansetzung als "Gipfel der Unangemessenheit". "Wer sich mit den Aussagen von Überlebenden (...) nur einmal beschäftigt hat, weiß, wie wichtig das Agieren der Mehrheit, die beim Anschlag eben nicht gemeint war, für die Betroffenen ist und welche Signalwirkung es haben kann", sagte die innenpolitische Sprecherin Henriette Quade (38) kürzlich.

Die Entscheidung, den Mitteldeutschen Marathon an diesem Tag auf dem Markt stattfinden zu lassen, reihe sich ein in eine ganze Reihe von Vorfällen, die einen Mangel an Sensibilität mit dem Thema haben erkennen lassen. "Das ist unerträglich und beschämend und darf so nicht passieren", beklagte Quade.

Anschlag von Halle ist fast drei Jahre her

Stephan Balliet (30) hatte am 9. Oktober 2019 eine Synagoge anzugreifen versucht und danach zwei Passanten erschossen. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Stephan Balliet (30) hatte am 9. Oktober 2019 eine Synagoge anzugreifen versucht und danach zwei Passanten erschossen. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.  © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/POOL/dpa

Am 9. Oktober 2019 hatte der schwerbewaffnete Terrorist Stephan Balliet (30) versucht, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur in die Synagoge von Halle einzudringen und ein Massaker anzurichten. Er gelangte jedoch nicht in das Gotteshaus, erschoss dann die 40-jährige Passantin Jana L. und später in einem Döner-Imbiss Kevin S. (†20).

Auf der Flucht verletzte er weitere Menschen und lieferte sich einen Schusswechsel mit der Polizei, bevor er festgenommen wurde.

Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Zudem wurde die besondere Schwere der Schuld festgestellt und Sicherungsverwahrung angeordnet.

Titelfoto: Christian Grube

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