Ein "Skandal": Die Zahl der Betten in Kinderkliniken in Sachsen-Anhalt sinkt

Magdeburg - Mit Abteilungen für Kinder- und Jugendmedizin machen Krankenhäuser häufig Verluste. Die Zahl der Betten in Sachsen-Anhalts Kinderkliniken ist gesunken. Der Bund will ihnen im nächsten Jahr mit einem Millionenbetrag helfen.

In Krankenhäusern in Sachsen-Anhalt werden immer weniger Betten für Kinder und Jugendliche zur Verfügung gestellt. (Symbolbild)
In Krankenhäusern in Sachsen-Anhalt werden immer weniger Betten für Kinder und Jugendliche zur Verfügung gestellt. (Symbolbild)  © Stefan Puchner/dpa

Kinderkliniken in Sachsen-Anhalt haben im vergangenen Jahr Betten abgebaut. Die Zahl ging von 2020 bis 2021 um 74 auf 1024 zurück. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes auf Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor.

Die Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt teilte auf Anfrage mit, dass Kinderstationen in den letzten Jahren schließen mussten, weil Fachärzte gefehlt und die Erlöse die Kosten nicht gedeckt hätten. Zudem sei der Bettenrückgang auch mit Zusammenschlüssen durch Krankenhausfusionen zu erklären.

Eva von Angern (46), Linken-Fraktionschefin im Landtag von Sachsen-Anhalt, bezeichnete den Abbau als "Skandal". "Die Landesregierung tut zu wenig gegen die aktuelle Versorgungskrise."

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Die Kliniken sparten bei den Kleinsten, weil sie sich nicht rechnen würden. "Mit dieser perfiden Logik muss Schluss sein!" Ministerpräsident Haseloff müsse für ausreichend Klinikbetten sorgen, forderte von Angern.

Die Krankenhausfinanzierung ist in Deutschland dual organisiert: Während die Länder für Investitionen zuständig sind, werden die Klinikbehandlungen von den Krankenkassen mit Fallpauschalen vergütet. Pro Patient und Diagnose erhalten die Krankenhäuser festgelegte Zuweisungen, DRG genannt.

300 Millionen Euro für Kinderkliniken geplant

Die Bundesregierung will 300 Millionen Euro für Kinderkliniken einplanen. (Symbolbild)
Die Bundesregierung will 300 Millionen Euro für Kinderkliniken einplanen. (Symbolbild)  © Marijan Murat/dpa

Kritiker monieren, dass das Vergütungssystem Krankenhäuser unter Druck setzt, Operationen in gewinnbringenden Bereichen zu steigern und häufig defizitäre Abteilungen wie Kinder- und Jugendmedizin oder Geburtshilfe abzubauen.

"Kinderbetreuung ist aufwendig und intensiv", sagte eine Sprecherin der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt. Die Kosten einer Kinderklinik würden im DRG-System nicht sachgerecht abgebildet werden.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) hat Hilfe zugesagt. Der Bundestag hat beschlossen, dass es für Kinderkliniken 2023 und 2024 jeweils 300 Millionen Euro zusätzlich geben soll.

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Die Krankenhäuser hoffen darauf, dass der Bund auch danach weiterhelfen wird. Lauterbachs Ansatz sei ein Schritt in die richtige Richtung, teilte die Krankenhausgesellschaft mit.

Dieser dürfe aber nicht auf einen Zeitraum beschränkt bleiben, sondern müsse nachhaltig werden.

Titelfoto: Marijan Murat/dpa

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